
„Weniger Sorgen, mehr Leichtigkeit“ – wie die Klopf-Technik Kindern beim Verarbeiten hilft
Robina Mahr, Heilpraktikerin für Psychotherapie erklärt im Interview, wie Eltern mit einer einfachen Technik ihre Kinder bei Sorgen und Belastungen unterstützen können.
Kinder erleben vieles – und nicht alles davon lässt sich sofort einordnen. Manche Situationen wirken nach, manche Gefühle bleiben hängen. Eltern spüren oft, dass etwas nicht stimmt – wissen aber nicht, wie sie richtig helfen können. Genau dafür hat die Neuruppiner Heilpraktikerin für Psychotherapie Robina Mahr eine praktische Antwort: Sie nutzt eine bewährte Klopftechnik, die auch im Alltag leicht anzuwenden ist. Im Interview erklärt sie Schritt für Schritt, wie das geht.
Frau Mahr, was können Erwachsene tun, wenn ein Kind emotional belastet wirkt – aber nicht richtig darüber sprechen kann?
Nicht jedes Problem ist gleich etwas Dramatisches, aber es beschäftigt das Kind. Das kann eine Kleinigkeit sein, die sich aufgestaut hat, oder etwas, das nicht einzuordnen ist. Oft merkt man: Das Kind ist nicht in seiner Mitte. Dann ist es wichtig, ihm Raum zu geben und eine Möglichkeit, das, was es fühlt, auch körperlich zu verarbeiten – da kann das Klopfen helfen.
Und genau dafür empfehlen Sie diese Klopftechnik?
Ja, genau. Das ist eine ganz einfache, aber sehr wirkungsvolle Methode. Sie eignet sich hervorragend, um Kinder emotional zu begleiten – zu Hause, in der Schule oder in der Betreuung. Das Prinzip ist simpel: Man setzt sich gemeinsam ruhig hin. Während das Kind erzählt, was es beschäftigt, klopft es abwechselnd mit der linken und rechten Hand auf die Oberschenkel. Ganz locker, im eigenen Rhythmus.
Was passiert dabei im Kind?
Das Klopfen aktiviert abwechselnd die linke und rechte Gehirnhälfte. So wird Erlebtes besser verarbeitet. Gefühle, die sich festgesetzt haben, kommen wieder in Bewegung. Das Kind muss nichts leisten, nichts analysieren – es darf einfach erzählen und dabei klopfen.
Gibt es einen Ablauf, den Sie empfehlen?
Ja. Ich arbeite gern mit zwei kurzen Runden. Vor der ersten frage ich: Auf einer Skala von 1 bis 10 – wie belastend ist das Thema gerade? Dann klopft das Kind ein bis vier Minuten und spricht dabei. Anschließend lenke ich das Gespräch bewusst in eine andere Richtung – zum Beispiel: Was gab’s heute zu essen? Oder: Wann triffst du dich wieder mit deinem Freund oder deiner Freundin? Dann folgt eine zweite Klopfrunde. Am Ende frage ich wieder nach der Skala. Oft sagen Kinder dann: Jetzt ist es nur noch eine Drei – oder sogar: Eigentlich gar nicht mehr doll.
Gibt es Ergänzungen für jüngere Kinder?
Ja. Man kann zusätzlich mit einem kleinen Ball arbeiten. Diesen hält man in der Hand und bewegt ihn langsam von links nach rechts, sodass das Kind die Bewegung mit den Augen verfolgt. Auch das aktiviert beide Gehirnhälften. Gerade bei jüngeren Kindern wirkt das oft sehr spielerisch und erleichtert den Einstieg. Aber das Klopfen allein reicht völlig aus.
Was raten Sie Eltern, die das zum ersten Mal ausprobieren wollen?
Einfach machen. Es braucht keine perfekte Technik. Wichtig ist, aufmerksam zu sein, zuzuhören und dem Kind den Raum zu geben, sich mitzuteilen. Das Klopfen hilft, Gefühle ins Fließen zu bringen. Es ist leicht umzusetzen – aber kann viel bewirken.
So funktioniert die Klopftechnik – Schritt für Schritt
1. Ruhigen Rahmen schaffen
Gemeinsam mit dem Kind an einen ruhigen Ort setzen und nachfragen, was es gerade beschäftigt.
2. Belastung einschätzen lassen
Vor dem Klopfen das Kind fragen: „Auf einer Skala von 1 bis 10 – wie doll fühlt sich das gerade an?“ (1 = gar nicht doll, 10 = sehr doll)
3, Erzählen und Klopfen
Während das Kind spricht, klopft es abwechselnd mit der linken und rechten Hand auf die Oberschenkel. Das kann ein bis vier Minuten dauern.
4. Themenwechsel und erste Einschätzung
Nach dem Klopfen eine neutrale Frage stellen (z. B. „Was gab’s heute zu essen?“) und dann erneut fragen: „Wie fühlt es sich jetzt an – auf der Skala von 1 bis 10?“
5. Bei Bedarf zweite Runde
Wenn das Gefühl noch stark ist, kann eine zweite Klopfrunde folgen. Danach erneut einschätzen lassen, ob sich etwas verändert hat.
Fazit:
Ob nach einem anstrengenden Tag, bei Sorgen oder einfach, wenn etwas auf dem Herzen liegt – die Klopf-Technik ist eine einfache und stärkende Möglichkeit, Kinder im Alltag zu begleiten. Sie schafft Raum für Entlastung, fördert das innere Gleichgewicht und lässt sich ganz unkompliziert anwenden.
Vielen Dank Robina Mahr für das freundliche Gespräch.