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IN Schinkelraum 1
Ein Blick in das Beratungszimmer “Schinkel” im Mehrgenerationenhaus. I Foto: vhs

Neuer „Schinkel-Raum“ im Mehrgenerationenhaus Krümelkiste eröffnet

13.07.2025 | Volkmar Heuer-Strathmann

Stilvolle Gestaltung des Beratungszimmers ist noch durch weitere Informationen zu ergänzen

“Das Elend der Obdachlosen war herzzerreißend”, schreibt Mario A. Zadow in “Karl Friedrich Schinkel – Ein Sohn der Spätaufklärung” über die Situation im Spätsommer 1787 in der weitgehend abgebrannten Stadt am Ruppiner See. Karl Friedrich war fünf Jahre alt. Er hatte noch zwei jüngere und zwei ältere Geschwister. Die Mutter sollte bald ganz allein sein mit den vier Kindern, denn der Vater verstarb am 25. Oktober 1787. Von 3000 Obdachlosen ist die Rede. Im Predigerwitwenhaus fanden die Schinkels bald Unterschlupf. Die Wohnungen, so Zadow, seien klein gewesen, die Treppenstiegen im Haus klein und eng. Vielen Menschen dürfte es noch weitaus schlechter gegangen sein nach der Brandkatastrophe, daran lässt der Kunsthistoriker keinen Zweifel.

Wenn man sich so dem berühmten Sohn der Stadt Ruppin nähert, erscheint die Tatsache, dass es inzwischen einen Raum in Neuruppin im Mehrgenerationenhaus im soziokulturellen Zentrum “Krümelkiste” gibt, der an Karl Friedrich Schinkel erinnert, in einem besonderen Licht. Briefe und Tagebuchnotizen, die Schinkel später als Erwachsener in Italien oder England verfasst hat, lassen eine hohe soziale Sensibiltät erkennen. Er hat ein Auge für die Lebensverhältnisse der Menschen, etwa in Neapel oder in Birmingham. Um Geld ging es auch nicht eben selten in der Korrespondenz mit der Obrigkeit. Großartige Bauten wollten finanziert sein. Und das klappte keineswegs immer. Ob sich Schinkel auch schon Gedanken gemacht hat über Ausbeutung und Verelendung?

Seitens der Karl-Friedrich-Schinkel-Gesellschaft, vertreten durch Vorstandsmitglied Otto Wynen, wurden Entwürfe, Bilder oder Fotografien (gegen eine Spende) zur Verfügung gestellt. Sie vermitteln einen Eindruck von der Bandbreite des Schinkel’schen Schaffens. Die Büste sei nur eine Leihgabe aus Anlass des Besuchs von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Neuruppin Anfang des Monats, erläutert Daniela Kuzu, die Stellvertretende Bürgermeisterin der Fontanestadt. Von ihr ging auch die Initiative aus, mit Schinkel Akzente zu setzen im Mehrgenerationenhaus. Ein runder Tisch zeigt das Selbstverständnis. Alles Weitere ist eine Frage der Praxis der Beratenden. An Anlässen sei sicherlich auch in Zukunft kein Mangel, so Kuzu.

“Leben und Werk”, auch von Zadow verfasst, liegt aus. Ebenso Zadows Werk “Schinkel im Bildnis seiner Zeit”. Da finden Interessierte Schinkels “Allegorische Selbstdarstellung”. Ein Seefahrtsmotiv. Ein stürmischer Tag. Anlanden oder ablegen, das ist hier die Frage am felsigen Ufer im Kahn mit zahllosen Menschen an Land und mystisch anmutender Himmelsreiterei unter den Wolken. Was für ein modern anmutender Blick auf die eigene Existenz! Man muss die ausliegenden Werke nur zur Hand nehmen und sich auf Schinkel einlassen – womöglich schon bald auch mit anderen modernen Informationsquellen.

IN schinkelraum 2
Platz für ein paar weitere Informationen – gedruckt oder als Tonkonserve? I Foto: vhs