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IN partizipation 2
Blick auf einen Teil des partizipativen Projeks am Kirchplatz. I Foto: vhs

Von der abgehobenen zur partizipativen Kulturarbeit

27.07.2025 | Volkmar Heuer-Strathmann

Am Neuruppiner Kunstkiosk ging es letzten Samstag um Grundsatzfragen.

Der Kreis der Versammelten blieb übersichtlich. Dabei geht das Thema, über das am Kunstkiosk referiert und diskutiert wurde, alle Neuruppiner und Neuruppinerinnen an: “Kunst im öffentlichen Raum – partizipative und soziale Projekte.” Annett Glöckner hatte eingeladen. Als Referenten konnte sie Martin Schönfeld vorstellen. Er kommt vom Berliner Büro “Kunst im öffentlichen Raum” und kann auf vielfältige eigene Erfahrungen zurückblicken oder von interessanten Projekten berichten.

Schönfeld holte weit aus. In der Stadt Karl Friedrich Schinkels musste er natürlich nicht näher erläutern, wie die repräsentative Funktion der öffentlich wirksamen Kunst Anfang des 19. Jahrhunderts wahrgenommen wurde. Ein markantes Beispiel ist auf dem Schulplatz zu sehen. König Friedrich Wilhelm II. wird geehrt. Es geht um den Wiederaufbau der Stadt nach dem Feuer von 1787. Partizipation findet schon statt, wenn der Verschönerungsverein sich kümmert.

Doch bei den vorgestellten Projekten aus Städten wie Hamburg, Kassel und Berlin geht es um mehr. Partizipation kann sich auf Entscheidungen beziehen, etwa durch offene Wettbewerbe und ein abschließendes Votum. Partizipation kann bei Kunst im öffentlichen Raum freies aktives Gestalten, Miterleben und Evaluieren bedeuten. Events sind schon länger ein Geheimtipp. Bindungen und Identifizierungen sollen wachsen, möglichst nicht erst in höherem Alter. Annett Glöckner wies in dem Zusammenhang darauf hin, wie wichtig schon die Arbeit mit Kindern sei. Vom lieben Geld war natürlich auch die Rede. “Moos” hat eben mehrere Bedeutungen. Und die Möglichkeiten der Kommunen sind sehr unterschiedlich.
Ein demokratisches Kunstverständnis, so Schönfeld, solle praktiziert werden. Dass er dabei sogar auf den “Bitterfelder Weg” in der DDR um 1960 zurückblickte, führte zu einer kritischen Nachfrage. Doch die Aufarbeitung der Kulturgeschichte in den beiden deutschen Staaten ab 1949 und in West-Berlin stand nicht auf der Tagesordnug.

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Martin Schönfeld vom Berliner Büro “Kunst im öffentlichen Raum”. I Foto: vhs

Klar wurde, dass die Entscheidungsstrukturen der Kommunalpolitik die Basis bilden. Und die unterscheiden sich. In Neuruppin schaut man auf das Land Brandenburg. Und man hat schon reichlich Erfahrung, das konnte Jonas Langenberg darlegen, etwa im Hinblick auf den Stadtpark. Ökologische, kulturelle, gesundheitliche und soziale Aspekte können auch aufgeführt werden, wenn es um die drei Plätze in Neuruppin geht, die vor einer Neugestaltung stehen. Man saß ja unweit der Hochbeete am Kirchplatz, sah zahlreiche Passanten, auch geführte Gruppen, aber dass die Gästeführer innegehalten hätten am Ort der Partizipation, war nicht zu beobachten.
Man darf gespannt sein, welches Bild sich an Braschplatz, am Schulplatz und am Kirchplatz bietet, wenn der noch laufende Prozess abgeschlossen ist. Freizeitkultur ist ein Thema. Begegnung wird immer wichtiger, folgt man den Studien über Einsamkeit. Und klimabedingte Maßnahmen dürften an Dringlichkeit noch zunehmen. Als zuständiger Mitarbeiter der Stadt ist Langenberg zuversichtlich, dass Partizipation in Zukunft immer stärker wahrgenommen wird, im Prozess der Entwicklung und im Ergebnis. Natürlich kooperiert man mit Institutionen wie dem hiesigen Museum und Organisationen wie “Klima und Alltag”. Obrigkeitsstaatliche Lösungen zur Schinkel-Zeit könnten im Jubiläumsjahr 2031 ins Visier geraten, ebenso die Loslösung von Künstlern und Künstlerinnen von der Obrigkeit. Der Referent ging ausführlich auf Joseph Beuys und sein Kunst- und Kulturverständnis ein.
Der Hinweis eines Teilnehmers, man müsse an das Verantwortungsgefühl aller Bürgerinnen und Bürger für ihre Stadt appellieren, fand viel Zustimmung. Und für die beiden Experten gab es dankbaren Applaus.