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IN thalbach 1
Ein kleiner Blick auf Teile der Szenerie mit “Miss Merkel” im Fokus.

“Miss Merkel” alias Katharina Thalbach zu Gast in Neuruppin

15.08.2025 | Volkmar Heuer-Strathmann

Es wird gesödert und gemerzt, es wird gemerkelt, gescholzt und gespahnt. Es gibt blöde Witze und kluge Gedanken. Katharina Thalbach ist zu Gast am Hangar 312 und die Stuhl- und Bankreihen sind fast bis ganz hinten gefüllt. Der Merkel-Stoff von David Safier lockt einfach an, zumal die populäre Schauspielerin schon mal in Neuruppin weilte mit Leserei dieser Art. Kriminelle Verwicklungen, amateurhafte Ermittlungen, Grobheiten jeder Güteklasse und reichlich politische Anspielungen, das kommt einfach gut an bei den vielen Gästen.

Wer sich allein vom Plakat anlocken ließ, wird womöglich gedacht habe: Tournee ist Tortur. Was ist sie gealtert, die Thalbach, zwischen Profilfoto und Performance. Aber gut: Es geht ja nicht um Schönheit, nicht um Jugendwahn, es geht um “Miss Merkel”. Die kleine Große ist eben auf “alt” geschminkt worden. Und über die Merkel, die Ex-Kanzlerin, erfährt man später, sie habe nicht allzu oft gehört in ihrem Leben, ein Typ stehe voll auf sie. Außer Joachim oder Achim – wie im Buch von Safier. Der braucht sie, wie sie ihn braucht. Man nennt es Ehe. Im Paradies fing es an. Ohne Trauschein. Heute kommunizieren Eheleute wie Joe und Angie per Handy oder Tablet. Dann hält die Verbindung länger. Und sie hat Zeit, sich um Verbrechen zu kümmern, diesmal auf dem Friedhof von Klein-Freudenstadt.

IN thalbach 2
Es gibt so viel Getanes und Ungetanes aufzuklären auf der Welt.

Thalbach ist ein Stimmwunder. Sie kann krächzen und schreien. Sie kann piepsen und flüstern. Alles, was dem Menschen entfährt, ist ihr Metier. Da wird natürlich gelacht. Aber noch mehr Anklang findet sie als Alt-Kanzlerin, wenn sie eingesteht, dass es auch ihre Schuld ist, dass es im Osten noch Funklöcher gibt. Andere Defizite sind kein Thema. Neuer Wohlstand wohl. Durchs Programm braust ein Porsche. Ein Traum. Der Fahrer ein Idiot. Eben wie so oft im Leben, SUVs inbegriffen. Geschickt werden kleine Spitzen in ihre Ermittlungen auf dem Friedhof und in der Bestatterwelt eingefügt, ob gegen den eitlen Jens Spahn oder den wortkargen Kanzlerdarsteller Olaf Scholz. Lachsalven!

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Demnächst dann mit Max Uthoff als Ex-Kanzler “Mr. Blackrock”?

Ein Spaßprogramm wird abgespult, die nächste Folge ist schon angedroht. Die Stimmung ist bestens. Niemand muss bereuen, schon Stunden vorher hergekommen zu sein wegen der freien Platzwahl. Bisschen Thalbach geht einfach immer. Und als die “Miss Merkel”, die einfach alles schafft, auch in Sachen Migration, auf einen unterbelichteten “Opa von Rechts” trifft, springen die vermutlich auch anwesenden AfD-Liebhaber nicht hoch und verlangen ihr Geld zurück. Konkreter wird die Brechtin ja auch nicht. Sie liest, was von Safier verfasst worden ist. Besser wird’s nicht. Schlechter auch nicht. Und es verkauft sich ja gut.
Insider der Kleinkunstszene wollen gehört haben, dass Max Uthoff schon am Gerede des amtierenden Kanzlers sitzt, um bei erster Gelegenheit den Ex-Kanzler zu geben. Thalbach und Uthoff im Himmel – da wird viel zu beprechen sein, auch aus früheren Jahren der zwei Parteichristen. Doch statt daran zu arbeiten, schreibt dieser Safier einen Roman über Theaterbesessene im Waschauer Getto. “Die Liebe sucht ein Zimmer”? Hat dieser Bestsellerautor vergessen, was sehr viele Menschen hören und lesen wollen in Deutschland im Jahre 2025? Katharina Thalbach nicht. Zur Not muss es eben Brechtverschnitt sein oder bloß so Klamotten, statt das einzig Wahre im Walde alleine zu pfeifen und Recht zu haben, aber sonst nichts…

 

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Fotos: VHS