
Positive Signale für die Bahnstrecke von Neustadt (Dosse) bis Güstrow
Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern haben gemeinsam ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die Potenziale auf den Bahnstrecken zwischen Neustadt (Dosse) und Güstrow (RB 73/74) sowie zwischen Parchim und Waren/Müritz untersucht hat. Inhalt war die Frage der Verbesserung der Attraktivität und der Reaktivierung der Bahnverbindungen zwischen den beiden Ländern.
Das Gutachten, das jetzt in Güstrow vorgestellt wurde, kommt zu einem positiven Ergebnis hinsichtlich des Nutzen-Kosten-Verhältnisses (NKV). Landrat Ralf Reinhardt sieht es in seiner Stellungnahme als Fortschritt an, dass sich beide Bundesländer für den Erhalt und die Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke von Neustadt (Dosse) bis Güstrow grundsätzlich entschieden haben:
„Es ist gut und richtig, dass endlich ernsthaft über Wege zur Wiederinbetriebnahme dieser für den Raum zwischen Rostock und Nordbrandenburg wichtigen, aber leider über viele Jahre vernachlässigten Bahnstrecke gesprochen wird. Angesichts des schon heute und auch zukünftig unbezahlbaren Wertes von Zeit, sollte die Umsetzung auch in der schnellsten Variante mit durchgehender Elektrifizierung und Geschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde erfolgen. Das kostet in der Umsetzung zwar mehr Geld, gewinnt aber auch nach der Inbetriebnahme in den Jahren nach 2035 mehr als doppelt so viele neue Fahrgäste in der Region und auf dem Weg zur Ostsee. Aber schon heute ist der Ausbau der verbliebenen Langsam-Fahrabschnitte des Prignitzexpress zwischen Pritzwalk und Wittenberge von zeitraubenden 80 km/h auf mindestens 120 km/h ein weiterer wichtiger Baustein, den das Land Brandenburg mit der DB InfraGo dringend angehen muss, damit auch von der Ostprignitz aus der wichtige Fernbahnhof Wittenberge schneller erreicht werden kann.“
In der nachfolgend veröffentlichten Pressemitteilung des brandenburgischen Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung äußern sich auch die beiden Minister der auftraggebenden Bundesländer zu den Ergebnissen des Gutachtens und den verschiedenen Varianten:
Verkehrsminister Detlef Tabbert (Brandenburg): „Die Bahnverbindung ist von hoher Bedeutung für die gesamte Region im Nordwesten von Brandenburg und den Süden von Mecklenburg-Vorpommern. Untersucht wurden zwei Varianten, die Ertüchtigung auf 160 km/h und auf 80 km/h. Im Ergebnis sind beide Varianten positiv, wobei die Ertüchtigung auf 80 km/h wesentlich wirtschaftlicher ist. Ich freue mich sehr über dieses Ergebnis und darüber, dass wir gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommern ein so tragfähiges Konzept entwickeln konnten. Dieses zeigt, dass wir für beide Länder einen guten und zukunftsfähigen Weg gefunden haben. Wir setzen uns gemeinsam für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Verbindungen ein und wollen erreichen, dass sich der Bund an den Sanierungs- und Reaktivierungskosten beteiligt, wobei mit einem Nutzen-Kosten-Verhältnis von über eins nun die grundsätzlichen Voraussetzungen vorliegen.“
Verkehrsminister Dr. Wolfgang Blank (Mecklenburg-Vorpommern): „Das Gutachten ist die Grundlage für die nächsten Schritte auf dem Weg. Angesichts der hohen Kosten ist klar, dass auch die von den Gutachtern empfohlene Variante mit 80 km/h nur mit Unterstützung des Bundes und mit einer Aufstockung der Regionalisierungsmittel denkbar ist. Dafür werben wir und prüfen, wie die Finanzierung dargestellt werden kann.“
Das länderübergreifende Gutachten „Attraktivierung & Reaktivierung der Strecke Neustadt (Dosse) – Güstrow & der Mecklenburgischen Südbahn“ für die Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wurde im Auftrag der Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern und des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg erarbeitet. Inhalt war die Erstellung einer Potenzialanalyse, die Entwicklung eines zukünftigen Angebotskonzeptes für den Personen- und Güterverkehr sowie die Ableitung einer Kostenkalkulation für die Ertüchtigung der Bahnstrecken. Die Nutzen-Kosten-Untersuchung ist eine wichtige Voraussetzung für die finanzielle Beteiligung des Bundes.
Von den Gutachtern wurden zwei Varianten betrachtet: Der Ausbau der Strecken auf 160 km/h und der Ausbau auf 80 km/h. Die Gutachter empfehlen die Weiterbetrachtung der Variante 80 km/h, da diese wesentlich kostengünstiger ist und ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,46 aufweist, während bei der Variante auf 160 km/h das Nutzen-Kosten-Verhältnis lediglich bei 1,15 liegt.
Die Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern prüfen nun die weiteren Schritte zur Realisierung der Variante 80 km/h für die beiden untersuchten Strecken. Hierfür ist zunächst die Finanzierung der notwendigen Planungsleistungen sowie der jeweiligen Landesanteile für die Baufinanzierung zu klären.
Für die langfristige finanzielle Absicherung des Betriebs der Bahnstrecke wäre eine deutliche Erhöhung der für den Schienenpersonennahverkehr zur Verfügung stehenden Mittel notwendig. Die Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern werden sich weiter für die notwendige Aufstockung und Dynamisierung der Regionalisierungsmittel durch den Bund einsetzen. Die Kosten für die weitere Planung des Ausbaus der Strecken sind von den Ländern zu finanzieren. Von den Baukosten könnten vom Bund maximal 75 Prozent übernommen werden.
Als Voraussetzung für die Generalsanierung der Strecke zwischen Berlin und Hamburg wurde die Strecke zwischen Pritzwalk und Neustadt (Dosse) bereits durchgehend auf 80 km/h ausgebaut, um die Materialtransporte abzusichern. Dieser Ausbau ist nach Abschluss der Generalsanierung weiter nutzbar.