![IN lesung 4 finck 1[91]](/wp-content/themes/yootheme/cache/5a/IN-lesung-4-finck-191-e1757424047725-5a928ea7.jpeg)
Von einem, der fortzog, um in der Bretagne ein Anderer zu werden
“Natürlich dachte ich über Selbstmord nach.” Rasmus B. Freeden einnert sich an seine schwere Kindheit und an seine schwierige Jugend. Inzwischen ist er über fünfzig. Er hat es nicht getan. Aber er hat Gründe, sich eine neue Identität zuzulegen. Warum, ist Gegenstand des Romans “Der Schwindel” von David Finck. Mit der von Hendrik Röder moderierten Lesung endete das erste Wochende des Europäischen Literaturfests Brandenburg.
“Auf den Namen ist meine Frau gekommen”, verrät der Autor. Deren Namen verrät er nicht. Sie ist Kollegin. Sie ist nicht ganz unbekannt. Finck schildert im Gespräch mit Röder, dass er sich immer mal wieder schwer getan habe mit dem Stoff. Dass es dann doch geklappt hat, liegt an Rasmus. Das Interesse an seinem Lebensweg, an seinen Prägungen, an seinen Entscheidungen und an wichtigen Begegnungen muss im Prozess des Schreibens gewachsen sein. Das gibt es. Das Gegenteil auch.
“Die beste Tarnung ist, sich gar nicht erst zu verstecken”, beginnt der Protagonist. Sein Prolog hat philosophische, psychologische und kriminologische Elemente. Viel verraten wird nicht. Finck liest sehr behutsam. Das ist angenehm bei so viel Rätselhaftigkeit. Es ist Juni 2023. Rasmus ist im Begriff, in Frankreich in der Britagne sesshaft zu werden, am Ende der Welt sozusagen. Anscheinend hat der gebürtige Düsseldorfer schon sehr viel von der Welt gesehen. Dabei fing alles im Arbeitermilieu mit Elternstrenge und Geschwisterhass an. Von Mobbing würde man heutzutage sicher auch reden. Und von Selbsthass.
Hendrik Röder hält den ganzen Stoff für gut verfilmbar. Der Literaturkritiker Dennis Scheck übrigens auch: “Gehört auf die Kinoleinwand.” Angefragt habe noch niemand, verrät David Finck, der sich am Ende über viel Applaus freuen konnte.
Und was meint eigentlich die berühmte Gattin? “Dieser Roman gehört für mich zu den ganz großen Texten der Gegenwartsliteratur.” Ein ungelesener Satz über Hilke könnte womöglich auch für die Bestsellerautorin gelten: “Sie wollte nicht als Trophäe missbraucht werden.”
Fotos: vhs