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Ein Besuch bei “Fontane “ gehörte auch zum Besuchsprogramm in Neuruppin. l Foto: vhs

Lennart Schaefer mal kurz auf Literatourstation in Neuruppin

15.09.2025 | Volkmar Heuer-Strathmann |

Der Hamburger Lennart Schaefer hat sich viel vorgenommen. Mit seinem Literaturrad will er im Land der Dichter und Denker, der Richter und Henker, der Seiltänzer und Kriecher von Buchmesse zu Buchmesse eilen, also von Leipzig bis nach Frankfurt am Main, und für das Buch und die Lektüre begeistern, also für das Lesen. Anlässlich des Europäischen Literaturfests Brandenburg machte er auch in Neuruppin Station.

Als Botschafter der Buchstaben, als Freund der Blätter und Bücher war der belesene Radler auch in Neuruppiner Schulen zu Gast. Dass die Zöglinge im 12. Jahrgang der Gymnasien sich mit Heinrich von Kleists “Der zerbrochene Krug” (1808) als Pflichtstoff nicht so leichttun, wird Schaefer nicht überrascht haben. “Im Westen nicht Neues” von Erich Maria Remarque (1929) kommt da schon besser an. Krieg ist ein Thema – auch im Internet, auch auf den Straßen. Im Mai 1933 gehörte der kriegskritische Roman zu den von den Nazis verbrannten Werken. Aus Bibliotheken und Büchereien wurde alles von Remarque verbannt. Was im Hinblick auf den Ersten Weltkrieg selten erwähnt wird: Fahrräder waren kriegsrelevant. “Meldegänger” bedienten sich des leisen Gefährts. Benzin? Kein Thema! Straßensperre? Nebenstrecke! Von Adolf Hitler weiß man nicht, ob er als Gefreiter in Frankreich selbst in die Pedalen trat. Man weiß, dass ein Fahrradkurier namens Franz Meyer zu seinem engsten Umfeld gehörte. In den Kriegsgräben in Frankreich, wie sie bei Remarque im Mittelpunkt stehen, war natürlich kein Platz für Zweiräder.

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Lennart Schaefer machte auch im Karl Friedrich Schinkel Gymnasium Station. l Uta Bartsch

Lennart Schaefer kam nicht mit Hiobsboschaften. Im Gegenteil: Er wusste zu berichten, dass achtzig Prozent der User das Papier wollen. Display reicht nicht. Der Umsatz im Buchhandel sei stabil, trotz sinkender Nachfrage. Der Festpreis schützt vor der reinen Marktwirtschaft. 60.000 Neuerscheinungen gibt es im Schnitt jedes Jahr in der BRD. Dass die Lieblingsbücher junger Leute nicht zum Pensum der Anstalten gehören, ist auch im Osten nichts Neues. Auch deshalb die Lesungen im Rahmen des Literaturfests an den Schulen.
Anfang Oktober ist in Frankfurt/Main Buchmesse. Dann will Schaefer dort sein. Rund 8.500 Kilometer hat er schon hinter sich mit dem Lastenrad. 10.000 könnten es insgesamt werden. Vielleicht macht der Bücherfreund eines Tages aus seinem Trip selbst ein Buch: “Literadtour – von Tortur keine Spur…” als Arbeitstitel?