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IN celloquartett 1
Celloklänge – Wagners “Elsa” gewidmet und Ausdruck ihrer Sehnsucht.

“Wir lassen lieber unsere wunderbaren Instrumente sprechen…”

30.09.2025 | Volkmar Heuer-Strathmann

“Für uns ist das eine Premiere”, sagte Uta Bartsch zur Begrüßung der zahlreichen Gäste im Schlossgarten. Ein Celloquartett habe man noch nicht präsentiert. Was zu erwarten war, konnte dem Programm entnommen werden. Die vier Mitglieder des Brandenburger Staatsorchesters ließen lieber allein ihre Instrumente sprechen. Am Rande gab’s nach dem gefeierten Konzert dann aber doch noch eine Begründung: “Die Musik ist international! Die spricht für sich.”

Musiker müsste man sein. Klavier statt Computertastatur. Die vier Cellisten Moritz Kuhn, Prem Weber, Sofia Chekalina und Kerstin Tiedeken wissen zum Tanz aufzuspielen, leicht und beschwingt, wie in der Sonate von Joseph Bodin de Boismortier angelegt. “Presto!” Kurze Striche, schnelle Griffe, das passt. Komponisten wie Joseph Haydn und Julius Klengel haben ausdrücklich für ein Streichertrio komponiert. Also wird die Besetzung variiert.

Passend zu diesem herrlichen Spätsommertag überwiegen zumeist die hellen Töne. Dabei kann ein Cello doch so vielfältig und anhaltend weinen, wehklagen und wimmern. Oder träumen, sehnen und seufzen. Geduld! Mit “Notturno” aus dem Bühnenwerk “Ein Sommernachtstraum” von William Shakespare ging es später tatsächlich in die Tiefe der Seelen. Die Komposition von Felix Mendelssohn Bartholdy wurde so für Cellisten arrangiert, dass es vibrierte und die Seele berührte. Nicht anders in Richard Wagners Oper “Lohengrin”. Schaugespielt wird nicht, gesungen auch nicht. Und doch könnte man meinen, dabei zu sein, als “Elsa” sich sehnsuchtsvoll in feierlicher Prozession dem Münster nähert, von inniger Hoffnung geleitet, ihren Ritter und Retter, eben Lohengrin, vor dem Altar heiraten zu können. Der Atem strömt dahin mit den Streichern, tief und intensiv. Alle Welt scheint mitzufiebern, selbst im Schlossgarten. Statt Glockengeläut ein warmherziger Schlussapplaus, die Premiere schien den Gästen sehr gut gefallen zu haben. Und Uta Bartsch auch. Sie strahlte. Wiederholen? Wieder holen!

IN celloquartett 2
Tiedeken auf der Bank – Kuhn, Weber und Chekalina am Haydn-Werk.

Diesmal bisschen Trio und viel Quartett, nächsten Sonntag dann das ganze Staatsorchester. Ein Sinfoniekonzert steht in der Kulturkirche ab 17 Uhr auf dem Programm. Und Takao Ukigaya wird dirigieren. Noch weilt der Meister in Japan. Seine Grüße erfreuten die Gäste. Man kennt sich. – Rund neunzig wunderbare Minuten waren vergangen, da fiel das erste Wort seitens der Musizierenden hinein in den kräftigen Applaus. Etwas “Katalanisches” als Zugabe. “Katholisches” hatte man oben auf der Empore verstanden. Es ist eben ein Kreuz mit der Sprache. Aber ganz falsch war’s am Ende doch nicht und gefiel – so leicht, so schwer, eben Cellosound mit sehr viel Herz, eine Volksweise ohne völkischen Irrsinn. Wie auch, wenn bloß Instrumente sprechen.

++++

Fotos: vhs