
Warum bis nach Chemnitz blicken, gibt’s Garagen doch auch hier…
Rund 30.000 Garagen soll es in Chemnitz geben. Auf 3000 hat man sich als Europäische Kulturhauptstadt 2025 beschränkt. Das Garagenprogramm ist bunt. Was Neuruppin zu bieten hat in diesem Bereich der Lebenskulturgeschichte, soll zum Jahresende in den Räumen der Karl-Friedrich-Schinkel-Gesellschaft dargestellt werden. Anregungen aus der Bevölkerung sind nicht nur vorher willkommen.
In Chemnitz und Cottbus könnte man darüber streiten, wer besser dasteht in Sachen Garagen. In Cottbus wurde vor vier Jahren das Garagenmanifest veröffentlicht – eine Initiative für die Öffnung des Denkmalschutze mit Blick auf und in die Garagen. “Jeder in der DDR sozialisierte Mensch kann Geschichten über die Garagen erzählen”, heißt es einleitend. Vieles erzählen die Garagen selbst, das wissen die Initiatoren. Und die Fotos von Martin Maleschka erzählen auch auf ihre Art. In Chemnitz geht man noch weiter. Als Europäische Kulturhauptstadt präsentiert man nicht nur, sondern lässt aufleben, was nie tot war, höchstens teilweise. Führungen locken mitten hinein in die Garagenwelt. Statt Nostalgie und Rührseligkeit soll für die Gäste aus aller Welt Lebendigkeit erlebbar werden an Ort und Stelle. Und Vielfalt. Und Kreativität.
In Neuruppin ist man noch nicht soweit, aber Matthias Frinken vom Vorstand der KFSG hat schon mal den Anfang gemacht. Bei einer Begehung des großen Garagenfeldes an der Fehrbelliner Straße gab es Informationen aus erster Hand zur Entstehung in den 70ern, zur Nutzung und zur aktuellen Situation. Die sei gut, sagt Günter Penneke, der seit vierzig Jahren dabei ist. Rund 330 Garagen sind sicher keine Kleinigkeit. In Neuruppin sind die Garagenanlagen sehr unterschiedlich groß, sie sind weit verstreut über das Stadtgebiet und der erste Eindruck ist vermutlich niemals gleich. Man denke etwa an die lange bunte Garagenreihe entlang der Stadtmauer, die erst kurz vor Karl Marx ihr Ende findet. Das gibt es so nicht an der Hans-Grade-Straße oder unweit der Mesche. Manchmal seht ein Garage dieses Typs irgendwo in der Stadt ganz allein. Und erzählt. Oder zu zweit Seit’ an Seit’. Es wird geflüstert. Eine Garagenfahrradtour ist auf alle Fälle nie langweilig, auch wenn matte Töne zumeist dominieren. Das Wort “Garage” hat übrigens einen Migrationshintergrund.

Martin Maleschka sieht im Garagenwesen ähnliche Strukturen wie in Kleingartensiedlungen. Also viel Tradition, gewachsene Beziehungen und auch Verpflichtungen. In einem Gespräch mit dem rbb sagt er, der kulturelle Wert liege insbesondere in dem, was zur DDR-Zeit dort losgewesen sei. Im Garagenmanifest gibt es interessante Hinweise auf die Entwicklung der Motorisierung im Osten und den gemeinschaftlichen Garagenbau, auf Genehmigungen und Umsetzungen. Man erfährt auch, dass die rechtsextremistischen Gewalttäter des NSU in einer Garage Vorbereitungen trafen.
Was man seitens der KFSG im Dezember im Hinblick auf Neuruppin präsentieren kann, wird sich zeigen. Der Vorstand um Otto Wynen hofft auf reges Interesse. Mit der Stadt weiß man sich auch bei diesem Projekt verbunden. Gern sieht man auch Gäste von auswärts. Hinterm Haus hat man selbst keine Garagenreihe Typ 3 x 6 x 2,5 Meter…