Mit der Finissage ist das “Projekt Silberberg” noch lange nicht zu Ende
Werke von Gregory Berstein boten in den letzten Wochen die Gelegenheit, sich im Kunstraum näher mit dem 1878 in Neuruppin geborenen jüdischen Kunstsammler Max Silberberg zu beschäftigen. Bei der Finissage wurde deutlich, dass die Ausstellung eigentlich erst ein Auftakt war.
Im Gespräch ließen Johannes Bunk als Galerist und der in Köln lebende Künstler den Weg von der Idee einer Auftragsarbeit zum “Fall Silberberg” bis zur Umsetzung mit abschließender Präsentation in Neuruppin noch einmal Revue passieren. Berstein geht es darum, die Kraft der Kunst zu zeigen, ihre Substanz und ihre Wirkmächtigkeit. Abgefackelt wird nichts, auch wenn völkische Akteure davon träumten. Sammler und Händler hätten für die freien Künste eine wichtige Funktion, aber auch sie agierten “unterhalb der Künste”. Die Familie Silberberg gehörte zu den Opfern der Nazis, viele der gesammelten Kunstwerke gibt es noch heute – über die ganze Welt verteilt und – so Johannes Bunk – von unschätzbarem Wert. Das Wort Bildergeschichte bekommt eine unübliche Bedeutung.
Die sehenswerte Ausstellung soll auch in Wroclaw, früher Breslau, gezeigt werden. Außerdem im Landtag in Potsdam. Durch Unterstützung seitens der Sparkasse OPR werde es möglich sein, einen Katalog zu erstellen, berichtete Bunk. Dreisprachig werde er sein. Im Vordergrund: geschickt gewählte Werke. Vor der ehemaligen Villa der jüdischen Familie in Wroclaw sollen schon bald Stolpersteine an das Schicksal der Einzelnen erinnern. In Neuruppin ist für den 27. Februar 2026 die Enthüllung einer Gedenktafel in der Karl-Marx-Straße geplant, wo Silberbergs einst lebten.
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Solche Nachrichten hörten die Versammelten natürlich gern. Ebenso, dass es seitens des Museums Neuruppin Interesse gibt an einem konkreten neunteiligen Objekt. “Dann wäre Max Silberberg durch Gregory Berstein auch dort präsent”, meinte Bunk hoffnungsvoll. Kleine rote Punkte signalisierten am Ende der Ausstellung, was bereits verkauft werden konnte. Nicht allein deshalb war das Duio bester Laune. Berstein lobte ausdrücklich die Kooperation. So wie er alte Motive in Szene setzt, so wie er alles Starre oder Klischeehafte überwindet, käme er sicherlich auch für den Cesar Klein Preis für Szenografie in Frage. So lange ist es bis 2027 gar nicht mehr. Und die Initiatoren aus Mölln und Berlin haben gewiss auch ein Auge für die Künste in Neuruppin. Wer nicht?
Fotos: vhs