Protestkundgebung gegen Kriegsertüchtigung und Wehrpflicht
Rund zweihundert mehrheitlich eher junge Menschen versammelten sich am Freitagvormittag, um auf dem Schulplatz gegen jede Art von Wehrpflicht zu demonstrieren. Die Kritik an der Bundesregierung fiel sehr grundsätzlich aus. Die Vorgängerin wurde ebenfalls nicht geschont. Auf kleinen Handzetteln informierte die Initiative “Zukunft statt Krieg” über das Recht auf Kriegsdienstverweigerung.
Schon seit ein paar Tagen ziert am Rande des Schulplatzes ein weißes Tuch mit einer blauen Friedenstaube das Denkmal für die Opfer des Faschismus. Nicht weit davon entfernt fand am Freitagvormittag eine Kundgebung statt, zu der sich insgesamt rund zweihundert eher jüngere Menschen bei widrigem Wetter versammelten. Ein Chor von der Evangelischen Schule sang: “Die Gedanken sind frei!”

Die Kritik am Mikrophon ging weit über das im Bundestag zur Debatte stehende Wehrpflichtgesetz hinaus. Als “Kriegstreiber” wurden Politiker und Politikerinnen wie Friedrich Merz (CDU) und Boris Pistorius (SPD), aber auch Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne Bündnis 90) bezeichnet. In den Bereichen Bildung, Soziales und Umweltschutz werde gespart, während die Ausgaben für Rüstung auf verantwortungslose Weise erhöht würden. Was über den gewissenlosen Weg zur “Kriegstüchtigkeit” gesagt wurde, ließ an “Kanonenfutter” denken. Dafür stehe man nicht zur Verfügung, hieß es. “Niemals!.” Anhaltender Applaus.

Ein Redner ging die Thematik klassisch leninistisch an. Der Kapitalismus bringe zwangsläufig Kriege hervor. Ein Menschenleben zähle nicht, wo Ausbeutung herrsche und allein Profit das Ziel sei. Imperialismus eben, der alte Expansionsdrang. Dagegen müsse Widerstand geleistet werden, von Anfang an. Man brachte größtes Misstrauen gegen die NATO und die EU zum Ausdruck, noch mehr allerdings gegen die aufblühende Rüstungsindustrie.
Mit der Allgemeinen Wehrpflicht wollte hier niemand seinen Frieden machen oder auf Losglück setzen. Die Kritik fiel kategorisch aus. “Friedensdiplomatie statt Kriegstüchtigkeit”, heißt es auf dem Handzettel. Die lautstark Applaudierenden stehen demnach nicht zur Verfügung, nicht nur die jungen Männer, auf die Erfassung und Musterung warten.
Die Auseinandersetzung dürfte weiter gehen, sicher auch an den Schulen, im Politischen Salon und rein privat. Interessierte wurden schon mal ins Wohnprojekt “Mittendrin” eingeladen. Irgendwie hatte die friedfertige Aktion etwas von einem unüberhörbaren Startschuss.
Fotos: vhs