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Foto: Johannes Brandt

Feuer trifft Stahl – Schmiedekunst aus OPR

25.03.2025 | Onlineredaktion | Partnerinhalt/Anzeige

In Netzeband schmiedet Nils Jacobsen Klingen, die ein Leben lang halten. Seine handgefertigten Unikate erzählen ganz eigene Geschichten – ein Besuch in der Werkstatt.

Rauchschwaden steigen in den Himmel, während die Esse unermüdlich glüht. Funken sprühen aus der kleinen Werkstatt am Rande von Netzeband, wenn der Hammer auf glühenden Stahl trifft. Das rhythmische Schlagen ist Musik für diejenigen, die sich alter Handwerkskunst verschrieben haben.

In der offenen Tür steht ein Mann mit rußgeschwärzten Händen und prüfendem Blick auf das, was in seiner Schmiede entsteht. Nils Jacobsen ist 44 Jahre alt – und Messerschmied aus Leidenschaft.  Mitten in der beschaulichen Landschaft Brandenburgs fertigt er Klingen, die ein Leben lang halten sollen – oder noch länger. Doch sein Weg zum Schmiedehandwerk war kein geradliniger.

Vom Krankenpfleger zum Messermacher

„Eigentlich habe ich etwas ganz anderes gelernt“, erzählt Jacobsen, während er ein noch warmes Stahlstück mit einer Zange aus der Esse holt. Ursprünglich war er Krankenpfleger. Doch zwei schwere Hüftoperationen zwangen ihn, seinen Beruf aufzugeben. „Das war ein Einschnitt in meinem Leben. Ich musste mir eine neue Aufgabe suchen, etwas, das mich erfüllt.“

Die Faszination für das Schmiedehandwerk war schon lange in ihm. Als Kind verbrachte er Stunden in Binenwalde, wo er fasziniert den Schmieden bei der Arbeit zusah, wenn sie Pferde beschlugen. „Zu DDR-Zeiten war das noch gang und gäbe. Ich stand oft mit am Feuer, habe beobachtet und irgendwann selbst ausprobiert.“

Sein erstes Messer schmiedete er im Holzkohlefeuer. „Die Klinge war erstaunlich gut gelungen, und ich bekam viel Lob dafür. Das hat mich motiviert weiterzumachen“, sagt Jacobsen. Was als Hobby begann, wurde schnell zur Passion. Stück für Stück erarbeitete er sich das Wissen, probierte Techniken aus, verfeinerte sie und stellte sich auf die Herausforderungen des Materials ein. Ohne eine klassische Schmiedelehre zu absolvieren, wurde er Autodidakt.

„Am Anfang war das Schmieden für mich ein Weg, um den Kopf freizubekommen, um vom Stress runterzukommen“, sagt Jacobsen. Doch bald kamen die ersten Anfragen. Freunde, Bekannte und schließlich auch Fremde wollten seine Klingen. Die Qualität sprach sich herum.

Jedes Messer ein Unikat – Handwerkskunst aus Brandenburg

Heute, nach fast 20 Jahren Erfahrung, fertigt Jacobsen Messer für Jäger, Köche und Liebhaber hochwertiger Handwerkskunst. Früher waren es vor allem Sonderanfertigungen auf Bestellung. Doch die Wirtschaftskrise veränderte das Geschäft: Die exklusiven Aufträge blieben aus, also begann er, Messer in Serie zu fertigen.

Niks Jacobsen präsentiert eines seiner handgefertigten Messer aus Damaststahl. Foto: Johannes Brandt

„Aber jedes Stück bleibt ein Unikat“, betont er. Seine Klingen entstehen alle frei Hand – nur wenn ein Kunde bestimmte Maße wünscht, hält er sich an Vorgaben. „Sonst lasse ich das Messer in meiner Hand entstehen, angepasst an den Stahl und das Gefühl.“

„Ich schleife im Jahr vielleicht zehn meiner Messer nach – die meisten kommen nie zurück.“


Sein Wissen über Stahl hat er sich über die Jahre erarbeitet. Besonders anspruchsvoll ist die Arbeit mit Leistungsdamast. „Da merkt man schnell, ob man mit der Temperatur an der richtigen Stelle ist. Sonst verbrennt der Stahl oder die Schweißung hält nicht“, sagt Jacobsen.

Der Schmied weiß genau, worauf es ankommt. Jede Klinge wird nicht nur geschmiedet, sondern auch sorgfältig gehärtet. Ein entscheidender Prozess, der die spätere Qualität bestimmt. Und dann kommt das Schleifen – der arbeitsintensivste Schritt. „80 Prozent der Arbeit stecken im Schleifen“, erklärt Jacobsen, der auf einen kalten und nassen Schliff mit einem großen Wasserstein setzt. „So bleibt die volle Härte im Stahl erhalten.“ Dadurch erreichen seine Messer eine extrem hohe Schneidleistung und eine lange Standzeit. „Ich schleife im Jahr vielleicht zehn meiner Messer nach – die meisten kommen nie zurück.“

Eine Werkstatt mit Geschichte

In seiner Werkstatt findet sich keine moderne High-Tech-Ausrüstung, sondern pures Handwerk. Viele seiner Werkzeuge hat Jacobsen selbst gebaut oder auf Trödelmärkten aufgestöbert. Besonders stolz ist er auf einen alten Federhammer – ein Relikt aus vergangenen Zeiten. „Mit diesem Hammer wurde einmal die Kirchturmspitze der Pfarrkirche geschmiedet.“

Seine Reise als Schmied führte ihn nicht nur durch Brandenburg. Eine Zeit lang lebte er sogar in Schweden und schmiedete dort privat. Doch schließlich zog es ihn zurück nach Deutschland. Erst arbeitete er zwei Jahre in Molchow, dann zog er nach Netzeband, wo er nun seit sechs Jahren seine Werkstatt betreibt.

Klingen und Schleifservice aus Meisterhand

Wer ein echtes Jacobsen-Messer erwerben möchte, muss nicht weit reisen: Die handgefertigten Klingen sind online sowie direkt in der Schmiede in Netzeband erhältlich. Auch der Schleifservice ist regional organisiert – zuverlässig, präzise und unkompliziert.

An folgenden Annahmestellen können Messer abgegeben und drei Tage später geschärft wieder abgeholt werden:

  • Haushaltswaren Insel
  • Tackle Junkie Angelladen
  • Tabak- und Lotto in Alt Ruppin

Wer eine individuelle Klinge wünscht, kann sich direkt an Nils Jacobsen wenden. Denn bis aus einem unscheinbaren Stahlpaket eine perfekt ausbalancierte Klinge entsteht, braucht es Zeit, Erfahrung – und Geduld. „Mindestens 25 Stunden Arbeit stecken in einem Messer“, sagt Jacobsen. „Und dann kommt erst das Schleifen.“

Die Härte der Klingen entscheidet über die Haltbarkeit der Messer. Foto: Johannes Brandt

Für ihn ist jedes Stück ein Unikat, das nicht nur durch Handwerkskunst, sondern auch durch Erfahrung und Hingabe entsteht. Und genau das macht seine Klingen so besonders: Sie sind nicht nur Werkzeuge, sondern kleine Meisterwerke, geschaffen für ein ganzes Leben – oder noch länger.

 

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