
„Finanzen? Leider kein Schulfach!“ – Warum viele junge Leute Geldthemen unterschätzen
Junge Menschen sind bestens vernetzt und informieren sich intensiv – doch beim Thema Finanzen gibt es oft große Wissenslücken. Warum das so ist, welche typischen Fehler passieren und wie man es besser machen kann, erklärt Finanzcoach Andy Röbel im Interview.
Herr Röbel, Sie beraten viele junge Menschen. Wie steht es um ihre finanzielle Bildung?
Junge Menschen sind neugierig und wissbegierig, sie informieren sich vor allem online – auch zu Finanzthemen. Allerdings ist Social Media oft kein verlässlicher Ratgeber, sondern voller selbst ernannter Experten, die mit schnellen Reichtumskonzepten werben. Was vielen fehlt, ist solides Grundlagenwissen: Wie strukturiere ich meine Ausgaben? Welche Fixkosten habe ich? Wie kann ich finanziell vorsorgen? Viele merken erst, dass sie Wissenslücken haben, wenn es bereits zu Problemen kommt.
Warum fehlt es jungen Menschen oft an finanzieller Bildung?
Ein Hauptproblem ist, dass grundlegendes Finanzwissen in der Schule kaum vermittelt wird. Junge Menschen verlassen die Schule mit Abschlüssen in Mathe, Deutsch und Englisch – aber ohne eine Vorstellung davon, wie sie ein Budget führen, eine Steuererklärung machen oder sich finanziell absichern. Vieles wird dem Elternhaus überlassen, doch nicht jede Familie spricht offen über Geld oder vermittelt finanzielle Kompetenzen. Genau deshalb halte ich es für wichtig, hier anzusetzen.
„Digitale Zahlungsmöglichkeiten erschweren den Überblick.“
Ich bin aktuell zum Bespiel mit Schulen im Gespräch, um dort Workshops zu Finanzthemen anzubieten. Ziel ist es, jungen Menschen praxisnahes Wissen mitzugeben, damit sie sicher in ihre finanzielle Zukunft starten können.
Warum tun sich viele schwer damit, sich mit ihren Finanzen auseinanderzusetzen?
Das Thema gilt als trocken und kompliziert. Hinzu kommt, dass digitale Zahlungsmethoden den Überblick erschweren. Früher hatte man Bargeld im Portemonnaie und konnte leicht nachvollziehen, wie viel man noch zur Verfügung hat. Heute werden Zahlungen oft automatisch oder per App abgewickelt, sodass man schneller den Überblick verliert. Das führt dazu, dass manche erst am Monatsende feststellen, dass das Konto bereits leer ist.
Welche typischen Fehler beobachten Sie?
Der häufigste Fehler ist fehlende Struktur. Viele junge Menschen geben ihr Geld spontan aus, ohne einen klaren Plan zu haben. Oft werden Ausgaben unterschätzt, gerade bei Abonnements oder kleinen Beträgen, die sich summieren. Ein weiteres Problem ist das fehlende Bewusstsein für finanzielle Absicherung. Ich habe Fälle erlebt, in denen junge Menschen plötzlich mit hohen Krankheitskosten oder Schadensersatzforderungen konfrontiert waren – und keine Rücklagen oder Versicherung hatten.
Welche Rolle spielt das Elternhaus?
Eine sehr große. Auch die Eltern und deren Eltern hatten die gleiche Situation. Keine Finanzthemen in der Schulausbildung. Wer früh lernt, verantwortungsvoll mit Geld umzugehen, tut sich als Erwachsener leichter. Ich sehe aber oft, dass junge Menschen ins Berufsleben starten, ohne grundlegendes Wissen über ihre finanzielle Situation.
„Beim Start ins Berufsleben mit finanziellen Themen auseinandersetzen“
Nach einigen Monaten heißt es dann oft: „Ich würde ja sparen, aber es bleibt nichts übrig.“ Dabei wäre es entscheidend, sich schon beim Start ins Berufsleben beim ersten Einkommen, mit finanziellen Themen auseinanderzusetzen, um spätere Probleme zu vermeiden.
Wie kann man das ändern?
Es braucht keine komplizierten Finanzstrategien. Wer einige einfache Routinen in den Alltag integriert, gewinnt schnell mehr Kontrolle über seine Finanzen. Ein Haushaltsbuch – egal ob digital oder auf Papier – hilft dabei, Einnahmen und Ausgaben im Blick zu behalten. Ein festes Wochenbudget kann verhindern, dass man zu schnell zu viel ausgibt. Die double – Konto- Strategie kann ebenso sehr hilfreich sein. Und ein grundlegendes Basis- Wissen über Versicherungen schützt vor unerwarteten finanziellen Belastungen.
Zum Abschluss noch eine Frage: Erfolgs-Fußballtrainer Jürgen Klopp ist einer der großen Werbebotschafter der Deutschen Vermögensberatung. Wieviel Klopp muss in einem Finanzcoach wie Ihnen stecken, damit er seine Arbeit gut macht?
Natürlich möchte ich mich nicht mit seinem Erfolg messen. Aber seine Art, Menschen zu motivieren und als Team erfolgreich zu machen, finde ich inspirierend. Mein Ziel ist es, jungen Menschen das Thema Finanzen verständlich und praxisnah zu vermitteln, sodass sie sich selbstbewusst damit auseinandersetzen können. Finanzielle Bildung sollte nicht einschüchternd wirken, sondern helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen – und das am besten so früh wie möglich. Nur wer seine Möglichkeiten kennt, kann gute Entscheidungen treffen. Und tatsächlich, Finanz- Coaching kann motivieren und wird mit finanziellen Erfolgen belohnt.
Drei einfache Schritte für mehr Finanzkontrolle
📌 Haushaltsbuch führen
Ob per App oder klassisch auf Papier: Wer Einnahmen und Ausgaben dokumentiert, erkennt schnell, wo unnötige Kosten entstehen und wo Einsparpotenzial besteht.
📌 Wochenbudget festlegen
Das monatliche Budget in wöchentliche Beträge aufteilen. Das sorgt für bessere Planbarkeit und hilft, finanzielle Engpässe zu vermeiden.
📌 Absicherung (finanziellen Schutzengel) überprüfen / kennen
Lohnausfall bei Krankheit, Unfälle oder Sachschäden können unerwartete Kosten verursachen. Wer sich frühzeitig informiert, kann finanzielle Risiken besser absichern.
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