
Imposanter Saisonabschluss des Motorsportclubs Wildberg und Umgebung
“Lenni” wirkte glücklich, aber irgendwie passt so ein Kettcar nicht so recht zum Saisonabschuss eines Motorsportclubs. Überall standen Mopeds, hier und da heulten Motoren auf. Die Stimmung war großartig. “Lenni” wurde deshalb nicht abgedrängt oder vom Fahrer stehen gelassen. Vielleicht verkörpert er ja noch mehr oder eine andere Freiheit als die spritzigen Kultobjekte.





Im Jahr 1931 wurde der Verein M.C.W.U. gegründet. Im Jahr 1933 war schon Schluss. “Verboten!” Das konnte man später als Ehrenzeichen nehmen. Doch bis zur Neugründung dauerte es Jahrzehnte. 2019 wuchs die Idee, 2020 wurde der Plan Wirklichkeit. So war der Saisonausklang 2025 auch schon ein kleines Jubiläum. Und es fanden sich außergewöhnlich viele Motorsportbegeisterte ein, auch mit dem Trabi. Die PKW-Kennzeichen beschränkten sich nicht auf NP und OPR.
Wer ahnungslos des Wegs kam, durfte über das muntere Treiben staunen. Einige Simsons waren wie Vorzeigemodelle aufgestellt. Beim Geschicklichkeitswettbewerb gab’s was zu gewinnen. Überall gab’s viel zu besprechen. Grundschülerinnen gaben eine lockere Tanzeinlage. In den Applaus wurde die Verantwortlichen natürlich einbezogen. Hier und da konnten Köstlichkeiten erworben und genossen werden. Es herrschte beste Volksfeststimmung, auch durch die Beteiligung von Menschen ganz unterschiedlicher Generationen. Die Männer waren in der Überzahl, aber keineswegs unter sich. Und mittendrin “Lenni”. Leise, klimafreundlich, wendig – als wäre der Knabe am Steuer mal kurz von den Nachhaltigkeitstagen in Neuruppin rübergekommen. Irrtum!
Besondere Aufmerksamkeit fand ein Stand des Zweiradcenters Bergsdorf. Wenn die Motoren dort aufheulten, gingen die Menschen nicht etwa weg. Man ging hin. Man staunte. Auf einem Prüfstand wurde alles kontrolliert. Als es 1964 in Suhl losging, sprach man in der DDR noch vom Kleinroller. In der BRD gab es ab 1967 die Kreidler Florett. Auch Kult. Ob davon auch ein Exemplar in Wildberg vertreten war? Die Lust auf Motorisiertes, auf höhere Geschwindigkeit und sicher auch das Streben nach Auffälligkeit, schon durch den Lärm, dürften insbesondere die jungen Menschen in beiden deutschen Staaten und Westberlin gemeinsam gehabt haben.
Kettcars aus dem Hause Kettler gab es schon seit 1961. Dass junge Leute damit im Westen zu Partys aufbrachen, ist nicht überliefert. Wohl aber weiß man, dass Heinz Kettler mit dem Pedal- und Kettenfahrzeug Kinder an den Motorsport heranführen wollte. War “Lenni” also doch genau richtig.
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Fotos: S. Hegermann