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Kunstinteressierte bei den offenen Ateliers 2024 in Neuruppin. Foto: susannekrellstudio

Tage der offenen Ateliers: Künstler aus OPR öffnen am ersten Mai-Wochenende ihre Türen

22.04.2025 | Regine Lox

An den Tagen der offenen Ateliers erwartet die Besucher ein buntes Füllhorn mit verschiedensten Künstlern, Genres und besonderen Orten – auch in diesem Jahr beteiligen sich wieder Menschen von Freyenstein bis Königshorst.

Die verflixte Qual der Wahl. Man kann ihr nicht entkommen – sind es doch 43 Ateliers, die am 3. und 4. Mai dieses Jahres allein in Ostprignitz-Ruppin ihre Türen öffnen: Für Bildergucker und Kunstbegeisterte, Kulturfans und Gesprächslustige, für Menschen, die sich für Menschen interessieren und für das, was in ihrer alten – oder auch neuen – Heimat so passiert. Und nicht zuletzt für die Kreativen selbst, die über den Tellerrand schauen wollen, was die Kollegen so treiben. 

Etwa Susanne Krell, die ihr Atelier in Neuruppin nur am Samstag öffnet, um am Sonntag selbst Kunst zu gucken. Zumindest eine Auswahl. Denn wer 43 Ateliers im ganzen Landkreis besuchen will, dürfte an einem knappen Wochenende schnell an seine Grenzen kommen. Zumal die Grenzen des Landkreises auch schon längere Fahrwege voraussetzen. Von Freyenstein bis Königshorst ist es eine gute Autostunde – von Babe nach Rheinsberg dauert es genau so lange.

Von Neuruppin bis Wittstock – die Qual der Wahl

Manch einer verbindet die Atelierbesuche – zumindest bei gutem Wetter – mit einer Fahrradtour. Und manches funktioniert sogar zu Fuß. In Neuruppin etwa hat Susanne Krell eine geführte Spaziertour von Atelier zu Atelier etabliert. „2022 ist die Idee im Gespräch mit einem regionalen Holzbildhauer entstanden“, erzählt die Künstlerin, die seit Dezember 2020 in Neuruppin lebt und die Stadt immer mehr für sich entdeckt. Sich einbringt.

„Als die Idee auf dem Tisch war, habe ich organisiert. Leute zusammengetrommelt, einen Kunsthistoriker gesucht, der die Touren führt“, erinnert sie sich an die Anfänge. 2023 fand der erste Kunstrundgang statt – die Tour umfasste acht Ateliers, die die Teilnehmer entdecken konnten. „Wir haben uns auf die Ateliers in der Innenstadt fokussiert, damit es fußläufig ist“, sagt Krell, die von der Resonanz schier überwältigt wurde. 

Neuruppins geführter Kunstrundgang – ein voller Erfolg

„Es passten oft kaum alle Besucher in die Ateliers hinein“, berichtet sie über die Besuche, die einen kleinen Vortrag enthielten und natürlich den direkten Kontakt zu den jeweiligen Künstlern. Die standen nicht nur Rede und Antwort zu ihrer Kunst, sondern warteten stets auch mit einer Überraschung für die Gäste auf: Leckere Häppchen, Kaffee und Kaltgetränke, praktische Einblicke ins Handwerk, Vorführungen oder Livemusik. 

Susanne Krell vor ihren Arbeiten. Foto: susannekrellstudio

2024 waren es bereits 11 teilnehmende Ateliers. „Das konnten wir nur in zwei verschiedenen Touren bündeln“, sagt Susanne Krell. Es sei anstrengend gewesen, aber auch sehr bereichernd – sie habe viele neue Leute kennengelernt, erstaunliche Erfahrungen gewonnen und spannende Diskussionen erlebt. „Über Kunst und was man mit ihr erreichen kann.“ Viele Besucher wären auch im Folgejahr wieder dabei gewesen – manches Mal seien sogar Freundschaften während der Touren entstanden.

Kunst trifft Gastfreundschaft

Warum sie sich die viele Arbeit auch in diesem Jahr wieder macht? „Ich kann es und habe die Kraft dafür“, erklärt sie. Es sei für sie eine Art innere Notwendigkeit: „Ich finde Neuruppin schön, erlebe hier viel Positives. Und möchte also auch Positives für die Stadt tun“, sagt die gebürtige Westerwälderin, die auch für 2025 wieder eine Tour auf die Beine gestellt hat – sechs Ateliers liegen an der Strecke. 

Startpunkt ist Krells eigenes Atelier – mit Konzeptkunst, Kunst am Bau, Fotografie, Video und Installation – am Bahnhof Rheinsberger Tor. Von da geht es in die Schinkelstraße zu Uschi Jung, die im Atelier ‚Frederik – Kunststücke‘ Malerei und Installationen zeigt. Dritte Station ist bei der Holzgestalterin Franziska Zänker, die neben Holzarbeiten auch Filigranes aus Papier zeigt. Zudem ist auch Keramik von Zänkers Mutter Ursula zu bewundern.

„Dank der OPR-Karte im Flyer, auf der man sehen kann, wer wo sitzt, kann man Kontakt zu den Künstlern aufnehmen.“


Dann geht es weiter ins ‚DasDa‘-Atelier von Geli Schulze, wo der Kunst der Zeichnung gehuldigt wird. Wer danach noch Kraft und Neugier hat, wandert weiter zu Giesela Gröschke und ihrer Malerei. Richtig farbenfroh wird es auch noch an der letzten Station: Silvia Pietschmann zeigt in ihrem Atelier am Neuen Markt ihre leuchtenden und lebensfrohen Malereien. 

Froh ist Susanne Krell, in der Kunsthistorikerin Franziska Wagner einen sach- und fachkundigen Tourguide gefunden zu haben. „Sie ist sehr engagiert, macht das jetzt im dritten Jahr. Sie besucht im Vorfeld jedes Atelier und spricht mit den Kreativen über ihre Arbeit.“

Ein lebendiges Netzwerk aus Künstlern

Die Neuruppiner Innenstadt-Ateliers sind indes nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Viel mehr noch ist im Landkreis zu entdecken. Viele der teilnehmenden Ateliers sind „Wiederholungstäter“ – sprich: Sie öffnen regelmäßig ihre Türen für Besucher. Denn seit 26 Jahren schon gibt es das mit Mitteln des Brandenburger Kultur-Ministeriums geförderte Format, bei dem die bunte, lebendige Kunstlandschaft im Fokus steht. 

Der Karwer Künstler Matthias Zágon Hohl-Stein öffnet bei den offenen Ateliers auch gleich seinen Garten – auch da gibt es jede Menge Objekte zu bestaunen. Foto: Regine Lox
Der Karwer Künstler Matthias Zágon Hohl-Stein öffnet bei den offenen Ateliers auch gleich seinen Garten – auch da gibt es jede Menge Objekte zu bestaunen. Foto: Regine Lox

Der Karwer Künstler Matthias Zágon Hohl-Stein ist Offene-Ateliers-Aktivist der ersten Stunde. „Ich bin von Anfang an dabei“, erzählt er. Warum? „Es ist eine schöne und wichtige Initiative. Es schließt die Künstler zusammen. Dank der OPR-Karte im Flyer, auf der man sehen kann, wer wo sitzt, kann man Kontakt aufnehmen. Insoweit konnte sich eine Gemeinschaft entwickeln.“

Eine Gemeinschaft, die immer in Bewegung ist. Denn immer wieder kommen auch neue Akteure hinzu, die es wie Susanne Krell im Laufe der Zeit in die Region verschlagen hat. Etwa Tomasz Niedziolka und Aino Nebel, die seit 2022 in Rheinsberg leben und arbeiten. Oder der aus El Salvador stammende Maler Fabio Esael Araujo Funes, der seit 2020 im Schloss Berlitt arbeitet. Atelierbesucher können also immer wieder Neues entdecken.

„Manchmal bekommt man ja gar nicht mit, dass ein neuer Künstler hergezogen ist.“


Das hat sich auch Irene Krahmer auf die Fahnen geschrieben. Die Rheinsbergerin ist seit etlichen Jahren aktiv dabei, die offenen Ateliers nach und nach zu erkunden – gern auch in benachbarten Landkreisen. Sie findet es toll, „dass man an einem Wochenende geballt an Orte kommt, die sonst eher nicht geöffnet haben.“ Sie entdecke da gern immer neue Plätze, erzählt sie. „Manchmal bekommt man ja gar nicht mit, dass ein neuer Künstler hergezogen ist.“ Da biete das Format beste Gelegenheiten. 

Neues entdecken – jedes Jahr aufs Neue

Krahmer schätzt es auch, dass man darüber auch die Region ganz gut erkunden kann. Die Rheinsberger Ecke und auch etliche Ateliers im Neuruppiner Bereich hat sie schon „abgegrast“. „Ich schaffe in der Regel so drei, vier Ateliers pro Tag – je nach Fahrweg“, sagt sie. Es sei denn, die Ateliers liegen dicht beieinander. Etwa in der Burg Goldbeck bei Wittstock, wo gleich mehrere Künstler ihre Ateliers haben. Irene Krahmer ist der Besuch jedenfalls in guter Erinnerung geblieben. „In Brandenburg gibt es ja nicht so viele Burgen – das war also schon ein schönes Erlebnis“, schwärmt sie.

Die Neuruppiner Künstlerin Cornelia Felsch lädt die Atelierbesucher bei schönem Wetter – wie im Jahr 2022 – auch gern in ihren Garten ein. Foto: Regine Lox

Deswegen hat sie sich auch vorgenommen, in diesem Jahr in Wittstock das Kunsthaus im Dossepark zu besuchen. Dort locken auf engstem Raum viele Künstler und Genres: Ellinor Eulers Drahtobjekte und Stickerei-Zeichnungen; die Fotokunst von Matthias Hamann und Raphael Nagel; Malerei in den Ateliers von Klaus Hartmann, von Sylvie Viain und von Helena Hör-Hitzschke, wo überdies auch Skulpturen des Künstlers Zoyt zu sehen sind. Sie sei jedenfalls schon gespannt, was es dort zu entdecken gibt. Spannend fände sie auch das paho. Zentrum für Papier im Amt Neustadt/Dosse. „Mal sehen, ob ich das nach dem Wittstock-Trip noch schaffe.“