Skip to main content
Generic filters
Exact matches only
Search in title
Search in content
Search in excerpt
OPR Sommerkino Kyritz 2
Vier Verwegene – großartig gespielt von Peter Kurth, Ronald Zehrfeld, Sandra Hüller und Max Riemelt. I Foto: vhs

Vielversprechende Saisoneröffnung des Sommerkinos in Kyritz

14.06.2025 | Volkmar Heuer-Strathmann

Mit “Zwei zu Eins” mitten hinein in die Kapriolen der Geldwelt

Still ruht der Untersee. Es ist angenehm warm. Es dämmert. Gespannt blicken die zahlreichen Gäste im Strandbad Kyritz auf die Leinwand. “Zwei zu Eins” (2024) wird gegeben – die teils wahre, teils weitergesponnene Geschichte vom schnellen Glück mit Bergen von Geld.

Es ist Nachwendezeit. DDR-Geld wird aus dem Verkehr gezogen. Die Deutsche Mark soll Einheitswährung werden. In Halberstadt stoßen Maren, Robert und Volker in einem alten Schacht auf Berge von Banknoten. Wie Kinder sind sie unterwegs. Noch ein paar Tage ist Umtauschzeit. Da müsste sich doch was machen lassen mit dem Zaster…
Hier und da sind Seufzer in den Reihen zu hören, als Maren sich zu Beginn der Handlung auf einem langen Flur durch die Reihen schlängelt. Es geht um Arbeit, also auch um Geld, um Zukunft, um Leben. “Puuuuh: Arbeitsamt!”, hört man irgendwo. Es sind auch jüngere Menschen im Publikum, die die DDR allenfalls aus Erzählungen, aus den Medien, den Schulen oder durch Relikte kennen können. Eine Blitzumfrage vorab nach Herkunft und Jahrgang findet nicht statt. Der Eintritt ist frei, die Platzwahl ebenso. Und dann dieser Film, der auf einmalige Weise zeigt, worauf Karl Marx früh hinwies. Dem Gelde wohnt ein Zauber inne. Oder ein Fluch? Originalton: “Wer die Tapferkeit kaufen kann, der ist tapfer, wenn er auch feig ist.” Das war 1844. Die weiteren Stichworte: Ausbeutung, Geldfetischismus, Warenfetischimus, Selbstentfremdung, Machtballung, Verelendung – eben Kapitalismus. Die Geschichte vom “Wirtschaftswunder” und vom Wohlstand in der BRD wäre natürlich anders zu erzählen, auch die vom “Konsumterror”. Heinrich Bölls kurze oder Martin Walsers längere Werke könnte man empfehlen.

Doch zum Film. Der lebt nicht von Stichworten. Der braucht Leben. Regisseurin Natja Brunckhorst durfte mit Sandra Hüller, Max Riemelt und Ronald Zehrfeld arbeiten – ein Dreamteam. Außerdem Peter Kurth, Martin Brambach und Ursula Werner, weitere Glücksfälle. Und nicht zu vergessen: Olli Diettrich. Der bringt als Vertreter Ware aus dem Westen. Also das Glück: Markenware. Oder was dafür gehalten wird. Der Handel beginnt, nachdem das Ding gedreht ist (Straftat!) und wahre Geldhaufen im Wohnzimmer aufgetürmt sind. Bald darauf eine lange Garagenreihe und überall Westware, überall Geschäftigkeit, das gefällt.
Besonders große Heiterkeit aber weckt dann die Erinnerung an angebliche Pläne zur “Übernahme der BRD durch die DDR”. Dafür seien 1986 die Scheine staatlicherseits gehortet worden, die sonst kein Mensch in den Händen hatte. Eine schöne Pointe, ein Zeichentrick: Karl Marx zwinkert einmal kurz mit den Augen. Er mochte das Geld ja auch, das weiß man doch. Oder? Wer nicht?

Für Erfrischung und Stärkung ist gesorgt im Strandbad. Die Stimmung ist bestens. Die Preise sind “zivil”. Von einer “Komödie” ist überall die Rede im Feuilleton. Tatsächlich wird mit Mitteln der Groteske gearbeitet. Als betagte Frau mit Lebenserfahrung und Witz ist Käte die heimliche Heldin. Ursula Werner kann es einfach, selbst wenn’s mal kurz todtraurig wird oder brenzlig im Angesicht der Staatsmacht…
Kurz: ein großartiger Kinoabend! Über weitere Veranstaltungen informiert das Strandbad Kyritz auf seiner Homepage.