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IN tempelgarten theater 1
Zur Probe im Tempelgarten – hier der musikalische Ausklang. I Foto: vhs

“Der neue Menoza” – eine Produktion des Ensembles “Theater 89”

25.06.2025 | Volkmar Heuer-Strathmann

Der Tempelgarten in Neuruppin als ideale Kulisse für die Premiere am 27. Juni um 19 Uhr.

Im Tempelgarten muss irgendetwas Besonderes los sein. Laute Stimmen sind zu hören. Menschen im Streit? Am frühen Sonntagnachmittag? Sicher der Hitze geschuldet. Oder der Weltlage. – Irrtum. Das Brandenburger Ensemble “Theater 89”, früher Berlin, noch früher Ost-Berlin, probte. Am kommenden Freitag ist Premiere für die Tournee duch historische Städte und Spielstätten. Gegeben wird “Der neue Menoza”, eine Komödie von Jakob Michael Lenz. Regie: Hans-Joachim Frank. Untertitel: “Geschichte des cumbanischen Prinzen Tandi…” In der Titelrolle des Exoten: Christian Schaefer, vor Kurzem noch mit Ibsens “Peer Gynt” in Niedersachsen unterwegs.

Vor einem Jahr gastierten die Bühnenkünstler mit Gerhart Hauptmanns Stück “Der Biberpelz” in Neuruppin. In der Region machte man auch in Kremmen und in Rheinsberg Station. Dass 2025 der Tempelgarten für die Premiere ausgewählt wurde, ist sicher kein Zufall. Der Stoff wirkt wie geschaffen für diese Kulisse. Und umgekehrt. Einst von Kronprinz Friedrich als Nutz- und Musengarten gedacht und später durch Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff um den Apollo-Tempel veredelt, bietet das Areal immer noch reichlich historische Atmosphäre.

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Was wird hier gespielt in Naumburg und wer ist wer – wirklich? I Foto: vhs

Prinz Tandi steht im Mittelpunkt. Es heißt, der Fremdling wolle erkunden, was es mit dem aufgeklärten Zeitalter in Deutschlands Kleinstaatenwelt auf sich hat und mit den lebensklugen Menschen. Unterwegs nach Paris macht er in Naumburg Station. Eine Familie von Biederling rückt ins Rampenlicht. Namen wie Graf Camäleon oder Edelmann von Zopf lassen aufhorchen. Die junge Wilhelmine von Biederling wird zur Schickalsfigur. Mehr sei hier nicht verraten.

Wer am Sonntag lustwandelte im Tempelgarten oder bloß Schatten suchte, konnte erleben, wie die Künstler das Stück – anders als Lenz – mit Musik ausklingen lassen. Lenz hatte das 1773 verfasste Werk im Jahr darauf zunächst anonym veröffentlicht. Die Theaterwelt tat sich schwer damit. Der Autor, der sein Brot zunächst als Hofmeister verdiente, ging selbst auch bald auf Distanz. Mit sich war dieser Künstler ja kaum mal im Reinen. Einen der schönsten Sätze sagt Wilhelmine: “Lustige Gesellschaft ist eine Folterbank für Unglückliche.” Für lustige Stücke muss das nicht gelten, zumal wenn es wie hier genug Gedankenreichtum, Charakterdarstellung und Geschichtsbezug gibt. Ist es also überhaupt lustig oder eher karikaturhaft? Man wird sehen. Und hören. Sprechkultur wird in diesem Ensemble übrigens gepflegt wie kaum sonst. Deshalb hörte man die Wortwechsel ja fast bis zur Heinrich-Heine-Straße.
Beginn der Aufführung ist um 19 Uhr. Bei freier Platzwahl ist frühes Erscheinen nie falsch. Ob es noch Karten gibt? “Herr Fontane” weiß mehr.