In den Schinkelräumen wird Einblick in die Garagenwelt geboten
Eine Karte zeigt die Verteilung über das Stadtgebiet, Fotos zeigen unterschiedliche Ansichten von den Garagenhöfen in Nerruppin. Bei der Eröffnung der Ausstellung über diese “Orte für Autos und mehr…” entwickelten sich lebhafte Gespräche. Schinkels Perspektive wurde auch eingenommen.
Als Mitglied des Vorstandes der Karl-Friedrich-Schinkel-Gesellschaft und Initiator der Ausstellung gab Matthias Frinken ein paar grundsätzliche Informationen über die Entwicklung der Garagenhöfe als Teil von Stadtenwicklung, Baukultur und Lebensstandard. Für Gäste ist das Wesentliche an der Wand als Infotext festgehalten.
Peter Weber erzählte, wie sich die Situation für ihn Anfang der 70er-Jahre darstellte. In der Thomas-Mann-Straße hat er noch heute eine Garage. “Und die benutze ich auch”, betonte er. In seinem Fall hieß es: “Zuerst die Garage, dann das Auto.” Die Garagenhöfe entstanden mit dem großen Wohnkomplexen – mit dem Wort “Platte” nur grob veranschaulicht. Während einige dieser Komplexe längst in lebendigen Farben dastehen, wirken die Garagen überwiegend einheitsgrau, von den Toren mal abgesehen.

Die Bilder zeigen kein echtes Garagenleben, das fällt sofort auf. Als tot oder verödet sollten sie allerdings nicht dargestellt werden, so einer der Amateurfotografen aus Neuruppin. Die Geschichten erzählen die Menschen, das wäre bei einer Publikation als Broschüre zu beachten. Ein zweiter Zeitzeuge machte an seinem Fall klar, wie viel Einfluss die jeweilige betriebsinterne Gewerkschaftsleitung gehabt habe bei der Zuteilung. Die Frage der Eigentumsverhältnisse und der Kosten kann brisant werden, wie Beispiele aus anderen Orten zeigen. Peter Weber etwa kann sich seiner Garage in der Nobelpreisträgerstraße sicher sein, aber sie ist nicht vererbbar.
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Die extrem strenge Standardisierung ließ die Frage aufkommen, wie Karl Friedrich Schinkel dazu stünde. Sein “Kaufhaus” ist auch kein Palast und hat kaum mehr als Ecken, Flächen und Kanten. Aber Aufträge nach Garagenart hatte er nicht zu erledigen. Wohl sei ihm strenge Haushaltsführung bekannt gewesen und enge Spielräume, etwa durch die Situation in Preußen im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts.
Zu dem für die DDR typischen Dreiklang von Arbeitsplatz, Wohnung und Orten der Geselligkeit gehörten, so Frinken, eben auch “Inseln” mit Kleingärten, Ferienhäuschen oder Garagen. Von einer gewissen Zufriedenheit, wie sie Peter Weber auch für sich und seine Familie bestätigt, sei seitens der Parteifunktionäre eine beruhigende Wirkung erhofft worden. “Damit wir nicht aufmucken”, sagt Weber. Dass er sich nicht betäuben ließ, wird auch spürbar. Und man merkt, dass praktisches Handeln entscheidend war, also handwerkliche Fähigkeiten, Materialkenntnisse und etwas Physik in Sachen Statik. Das Wort “Beziehungen” fiel auch mehrfach.

Besondere Aktualität bekam die Aussprache, als kurz über die geplante Reform der Parkraumbewirtschaftung in Neuruppin berichtet wurde. Anders als zur Hochzeit der Garagen, aber doch vergleichbar ist Parken wieder ein Politikum geworden. Um die Geldbörse geht es dabei auch. Nicht nur die Vögel auf dem Stadtwall können ein Lied vom wachsenden Verkehr und von neuer Größe durch die Schlachtschiffe der Straßen singen. Einparken ist plötzlich dramatisch, vor allem wenn die Fahrerlaubnis im Trabant erworben wurde. Peter Weber hatte da schon was Größeres laufen damals in der Thomas-Mann-Straße
Die Ausstellung ist am 13., 18. und 19. Dezember 2025 von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Zur gleichen Zeit auch am 8. und 9. sowie am 15. und 16. Januar 2026. Besuche nah Vereinbarung sind ebenfalls möglich.