In Lindow erinnert man mit einer Dauerausstellung an Friedrich Justus Perels
Er war kein Theologe, kein Seelsorger. Aber Friedrich Justus Perels war in der NS-Zeit aktiv als Justitiar für die bedrängte und verfolgte Bekennende Kirche. Mit dem Friedrich J. Perels-Haus gibt es in Lindow schon seit 1956 eine Stätte der Erinnerung. Bischof Otto Dibelius soll sich dafür eingesetzt haben. Seit diesem Sommer gehört eine Dauerausstellung zum Gedenken an den 1910 geborenen Berliner.
Vor dem Haus auf dem Klostergelände am Wutzsee in Lindow ist der Garten des Buches angelegt. Pflanzen, die in den Büchern Tanach, Bibel oder Koran Erwähnung finden, wachsen dort. Im Haus lädt eine Dauerausstellung seit Juli 2025 zum Besuch ein. Die wesentlichen Informationen finden sich auch in einer stilvoll gestalteten Broschüre.
Wie unterschiedlich Lebenswege sein können, würde ein Vergleich mit Friedrich Gollert aus Neuruppin zeigen. Der vertrat Bischof Otto Dibelius, der zur Bekennenden Kirche gehörte, 1935 in der eigenen Geburtsstadt auf eindrucksvolle Weise vor Gericht. Wenige Jahre später jedoch gehörte er im besetzten Warschau selbst zu den Schreibtischtätern und veröffentlichte 1942 ein dubioses Werk über die “Aufbauleistung” der Deutschen. Sein Antisemitismus ist übelster Art, sein Bild der Polinnen und Polen voller Verachtung.
In der Ausstellung heißt es indessen: “Nach dem deutschen Überfall auf Polen wird die Lage der Bekennenden Kirche immer schwieriger.” Friedrich J. Perels stand Geistlichen als Berater oder soweit noch möglich als Beistand zur Verfügung. Mit Dietrich Bonhoeffer war er befreundet. Beide verfassten 1941 einen Bericht über die beginnenden Deportationen der Jüdinnen und Juden in Berlin. Ludwig Beck, schon früh im Widerstand aktiv, erhielt ihn.

Die Organe der Nazis haben ein Auge auf Untergrundaktivitäten. Dokumente zeigen Beobachtungen und Maßnahmen. Im Vordergrund der Ausstellung aber steht das Ringen um Menschlichkeit, um Brüderlichkeit, um Aufrichtigkeit. Gelebter Glaube. Familienleben wird einbezogen. Im April 1945 wird Perels gemeinsam mit anderen Akteuren in Berlin hingerichtet.
Friedrich J. Perels war seit 1940 mit Helga Kellermann verheiratet. Sohn Joachim kommt 1942 noch in Berlin zur Welt. An der Universität Hannover wird der Jurist im Fachbereich Politologie als Professor später stets an die Verwicklungen von Juristen in das NS-System erinnern, die eigene Familiengeschichte, das eigene Leid aber nie in den Vordergrund stellen. Noch im März 1945 hatte der Vater in einem Kassiber für die Liebsten notiert: “Bin wieder ganz getrost. Ihr dürft es auch sein.”

In Berlin gibt es den Perelsplatz. Ein Stolperstein wurde verlegt, wo der Geehrte zuletzt aus freiem Willen lebte. Für den Vater Ernst Perels galt seit Oktober 1944 Sippenhaft. Er stirbt am 10. Mai 1945 an den Folgen der KZ-Haft. Auch an sein Leben und Leiden wird mit einem Stolperstein erinnert. Und im Friedrich Perels- Haus ebenfalls. Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der Klosterbibliothek zugänglich.