Klarinettenklänge von Sabina Matthus-Bebie in der Klosterkirche
“Bach und das 20. Jahrhundert” hieß es in der Ankündigung. Das bedeutet nicht, dass Original und Adaption gegenüber gestanden hätten. Sabina Matthus-Bebie präsentierte Klarinettenklänge von Johann Sebastian Bach bis John Coltrane und wusste damit zu gefallen im recht gut besuchten Oberstübchen der Klosterkirche.
“Naima” oder “Amian” – das war für John Coltrane die Frage. Es hatte juristischen Streit um die Rechte gegeben. Da drehte der Komponist kurzerhand die Buchstaben um. Ob auch rückwärts gespielt wurde? In der Klosterkirche zumindest war das Original sofort wiederzuerkennen. Es ist eine Liebeserklärung an seine Frau Juanita Naima. Die anrührende Musik hat die Liebe überdauert. An der Bassklarinette ging es tief hinunter, allerdings nicht mit der Stimmung.
Aus Johann Sebastians Bachs monumentaler Musikschöpfung hatte die Künstlerin die Solosuite Nr. 5 für Cello ausgewählt. Präludium, Sarabande, Gavotte I und II waren für Bassklarinette arrangiert. Moderne Kompositionen gab als Intermezzi. Der Höhepunkt der Bachmusik war sicherlich der barocke Liebestanz zum Ausklang. Nicht nur für diese Gigue gab es dankbaren Applaus.

Ohne Textkenntnis erschlösse sich eine Komposition wie “Asceses” von Andre Jolivet anders, das bleibt einzugestehen. “Gott hat die Träume erschaffen, um dem Schlafenden, welcher die Augen geschlossen hat, den Weg zu zeigen”, lesen wir und erleben, welche Vorstellungen die Klarinette wecken kann, wenn sie derart mit Hingabe gespielt wird. Traumwege eben, auch innere Kämpfe, auch Überwindung. Die “Schattenklänge” von Maurizio Kagel waren von anderer Art. Springflut wäre womöglich ein Bild, das hier trägt. Part und Widerpart. Langer Atem, fliegendes Fingerspiel. Bewegt und bewegend.
Ein Solauftritt dieser Art verlangt der Künstlerin, die in diesem Sommer im Brandenburg Reedquartett in Netzeband zu erleben war, sehr viel ab. Coltrane hatte auf Erfolgstour sein Ensemble um sich, mit Schlagzeug, mit Bass und Piano. Um so lobenswerter, dass hier etwas gewagt wird, so wie die “Raupe” in “Alice im Wunderland”. Sie weiß anscheinend , dass sie unterschätzt wird. Doch dank der Komposition der Koreanerin Unsuk Chin wird Schmetterlingsmusik hörbar. Der Zauber der Natur wird entfesselt, in allen Farben. Alles eine Frage der an der Bassklarinette geweckten Imagination, Ton für Ton. Auch dafür gab es viel Beifall als Lohn.
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Fotos: vhs