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IN pan eins
JK du Dramont auf schwimmender Bühne mit seiner geliebten Panflöte.

Mit Panflötendiscosound und Schlagerfunken in die Nacht

17.08.2025 | Volkmar Heuer-Strathmann

Panflötenmusik kann verzaubern. Wölfe und Wolfsnaturen sollen schon von der Hirtenmusik angefasst worden sein. Götter nicht anders. Insider wussten natürlich, dass es darum nicht gehen kann, wenn man Jan Klein aus Sachsen einlädt an den Untersee in Kyritz. Als JK du Dramont bietet er Studiomusik mit viel Elektronik. Die Panflöte bleibt tragend, sie lockt zu Tanz und Traum, aber nur dank Verstärker und Lautsprecher. Wer das mag, wird auch die Duette von Elvira Fischer und JK mögen. Am Ausgang traf der enttäuschte Rezensent nach einer Halbzeit zumindest sonst niemanden von den deutlich über hundert Gästen am See.

Mit Songs von James Last und “Simon and Garfunkel” präsentierte sich der Flötenmann zunächst allein. Er hat viel Humor: “Zu Hochzeiten werde ich oft gebucht, aber zu Scheidungen käme ich auch”, versprach er. “Time to say good bye”, der Song wäre dann sein Beitrag. Das kam gut an. Irgendjemand rief, ob er die Nummer haben könne.
Auf dem See tummelten sich inzwischen nicht wenige Menschen mit ihren Booten. Ob da der Eintrittspreis von fast dreißig Euro eine Rolle gespielt hat? Der Tag ging zur Neige. Da öffnete sich eine Abendblume, Elvira Fischer sang von Liebe und Sehnsucht, von Lust und Leidenschaft. “Ruhelos” ist ihr eigenes Werk, mit dem sie einen Verlust in Klang und Gesang gebannt hat. Ihre Bewegungen sind rhythmisch, nie aufdringlich.

IN pan zwei
Als Duo erstmals gemeinsam im Rampenlicht: JK und Elvira Fischer.

Aber das Tempo ist hoch. Die atemlose Helene lässt grüßen, doch die andere Fischerin wäre wohl als Meerjungfrau aus dem Wasser gestiegen, um noch mehr Herzen zu gewinnen und Quote. “Reinhören!” “Mitfühlen!”, hatte die Sängerin angeregt. Im Hintergrund wurde bald vereinzelt getanzt. Und der Beifall fiel großzügig aus, auch nachdem der Panflötist längst eingestanden hatte, dass alles im Studio entsteht, was hier durch den Abend weht. Bis hinein in die Nacht.

IN pan drei
Gehen oder bleiben – das war für die große Masse nicht die Frage.

“Ist wenigstens mal was los hier”, sagt einer der Herren am Ausgang über das Event. Enttäuschung will er nicht kleinreden. Es dürfte nicht leicht sein, im Landkreis neben der Musikoase Rheinsberg und der Kulturkirchengemeinde Neuruppin Profil zu gewinnen. Das Ambiente am Untersee ist einladend, ohne Zweifel. Ein Floß als Bühne öffnet andere Klangräume und Imaginationen als Konzertsäle und Kirchen, zumal in der Dunkelheit. Ein Höhepunkt: die präzise Endabrechnung in Liebesdingen mit Andrea Bergs Gesangslawine “Du hast mich tausendmal …” Nein, nicht berührt! Belogen. Und betrogen. Schrecklich. Aber tauglich zum Tanz. Man sah es. Und auf den Booten? Alte Rechnungen? Kentergefahr?
Jan Kleins Songs werden, wie er stolz berichtet, im Netz tatsächlich viel geklickt und gelikt. Aber live und am See unter freiem Himmel will man ihn doch anders erleben als am Handy oder Laptop, eben nur mit Panflöte und ihrem seelentiefen Gesang, so nah an der wunderschönen Trauerweide und zum ersten Mal mit der kaum weniger schönen Elvira Fischer im Funkenregen verbandelt für diese Musiknacht. Wie mag das Spiel ausgegangen sein?

 

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Fotos: vhs