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IN duo weltreise 1
Mit Enthusiasmus hinaus in die Welt!

Mit zwei Klangzauberern in achtzig Minuten um die Welt

17.08.2025 | Volkmar Heuer-Strathmann

Längst dämmert es draußen – ein Schiffshorn ist zu hören. Laut, kraftvoll. Das ist der Sound des Baritonsaxophons. Die musikalische Reise geht noch weiter. Über zweihundert Menschen ließen sich in der Klosterkirche gerne mitnehmen von Bläser Gert Anklam und Orgelkünstler Volker Jaekel – Richtung Osten bis nach China, Richtung Westen bis nach Amerika. Und Abstecher rüber nach Thüringen oder hinauf nach Rügen gehörten auch zum Reiseprogramm an diesem Sommerabend, der mit langem leidenschaftlichem Applaus endete. Die Besatzung wurde gefeiert – eine Idealbesetzung.

Passendere Leitworte hätten kaum ausgewählt werden können. “Lobt Gott mit Harfe und Zither!”, heißt es in Psalm 150. Und weitere traditionelle Instrumente werden genannt. Mit dem Griff zum Portativ und dem Spiel auf der Sheng erweiterten die Berliner Zauberkünstler den Reigen in der Klosterkirche noch erheblich. Es soll gefeiert werden, es darf getanzt werden – laut Psalm. Die Herzen erwärmen und doch für Abkühlung sorgen, das Wunder wurde tatsächlich vollbracht an diesem Abend.
Nach einem kurzen temperamentvollen Auftakt im Italien der Renaissance durfte man sich mit Johann Sebastian Bach auf Ernstes, auf Tragisches einlassen: Schreckensmeldungen aus Thüringen, historisch, versteht sich, nicht tagespolitisch. Eine Brandkatastrophe, ein Schicksalsschlag. Einheimische werden an das eigene Gemeinwesen gedacht haben, an Ruppin im Jahr 1787. Der Kirchenmusiker, 1708 in Mühlhausen bestallt, komponierte kurz nach dem Brand in der Stadt in Weimar, wo die Karriere ihren Lauf nahm, was unterwegs in der Welt heute wie damals Anlässe finden kann, tagtäglich. Doch: “Meine Seele harret!” Kein Zaudern, kein Zagen. Man spürt durch das Spiel an Orgel und Sopransaxophon, was trägt, was geleitet, was beseelt. Das tut einfach gut, da an Brandherden und Knallköpfen kein Mangel ist in der Welt.

IN duo weltreise 2
Mit Wohlklang hinein in die Herzen!

Naturgewalt schlägt dem Menschen auch auf Rügen entgegen. Und das bei Nacht. Volker Jaekel hat komponiert. Die Zwillingsorgel lässt er erklingen, als wütete ein Orkan. Erlebtes? Erlittenes? Oder Gegenwehr? Wie harmonisch zuvor, wie himmlisch, was Astor Piazolla mit feinem Humor “Ohne Gequatsche” genannt hat, natürlich auf Spanisch. Es darf geträumt werden, so wie die Melodie dahinfließt. Improvisation ist angesagt, wenn Anklam und Jaekel ans Werk gehen. Locker kommen sie daher, sehr zugewandt und dabei hochprofessionell. Das gefällt.

IN duo weltreise 3
Kleine Instrumentenkunde zur Abendstunde.

An Lagerfeuer und Abenteuerwelt darf man denken, wenn sie sich hinhocken, um Portativ und Sheng erklingen zu lassen. Von “multikultirellen Projekten” ist im Programm die Rede. Mundorgel und Pfeifentrage überwinden Jahrtausende, verbinden Kontinente. Hier geht’s nicht auf martialische Kreuzfahrt, hier geht’s auf musikalische Weltumseglung, sicher im Kurs, selig der Gesang der Instrumente in der Nagelkreuzgemeinde für jeden Tag unterwegs in der Welt: “Was Gott tut, das ist wohlgetan…”

 

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Fotos: VHS