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Ausstellung 4[4]
Einblick in die Ausstellung I Foto: OPR Herz

“Neuruppin ist schön!”: Eindrucksvolle Kunstausstellung am Bollwerk gestartet

30.06.2025 | Volkmar Heuer-Strathmann

345 Menschen beteiligten sich am partizipativen Kunstprojekt „Neuruppin ist schön!“ von Susanne Krell, deren persönliche Stadtansichten nun in der Schaufensterausstellung am Ruppiner See zu sehen und zu hören sind.

Fotos: Susanne Krell / OPR Herz

“Die Stadt der bunten Bilderbögen ist grau”; heißt es in einem Gedicht von Waldemar Dege aus dem Jahre 1981. Der Lyriker war vermutlich auf der Durchreise. Wäre er Jahrzehnte später bei der Präsentation des Projekts “Neuruppin ist schön!” zugegen gewesen, wäre er aus dem Staunen wohl nicht mehr herausgekommen, etwa über ein Haiku, in dem es am Ende heißt: “Neuruppin, ein Glück.”

Die Künstlerin Susanne Krell wohnt erst wenige Jahre in Neuruppin. Sie hat die Aktion gestartet und konnte nicht ohne Stolz vor der zurzeit geschlossenen Gastwirtschaft “Zum Birnbaum” verkünden, dass 345 Menschen mitgemacht haben.

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Originelle szenische Eröffnung, von den beiden Damen. Foto: OPR Herz

Imagepflege ist nicht die Intention. Es gehe darum, so Krell, Gelegenheit zur kulturellen Partizipation zu schaffen. Lebensgefühl soll zum Ausdruck gebracht werden. Ein Resonanzraum wird geschaffen. An ganz unterschiedlichen Orten wurden Mitmach-Karten ausgelegt. Ganz unterschiedlich sind auch die Verlautbarungen. “Kekse, Mülltonnen, Feuerlöscher”, beginnt ein Statement anspielungsstark. Auch heute noch gebe es Produkte aus Neuruppin, die die Welt eroberten. Und weiter: “Das macht mich stolz auf Neuruppin.“

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Der Parzival – ein Wahrzeichen Neuruppins, hier der Kleine als Geheimtipp. I Foto: vhs

Susanne Krell selbst empfindet das Projekt als eine Übung, ins Positive zu gehen. Zur Eröffnung der Ausstellung zitiert sie die amerikanische Philosophin Susan Neiman: “Schönheit ist eine Form des Widerstands, ein Versuch, uns an unsere Ideale zu erinnern, die uns gegen Gewalt- und Machtstreben aufbegehren lassen.”

Auf einer der vielen Karten heißt es, Neuruppin sei schön, weil es zum harmonischen Einklang von historischer Bausubstanz und daran orientierten Neubauten komme. Ein weiter Blick auf die Stadt. Vom Tempelgarten und den alten hohen Bäumen auf Stadtwall wird mehrfach geschwärmt. Dann der Ruppiner See, die Stimmung am Wasser und Parzival, das imposante Kunstwerk. Von Bauwerken wie der Klosterkirche zeigt man sich beeindruckt, vom Bollwerk und der Stadtmauer, von der Kulturkirche, den drei legendären großen Plätzen und vom Stadtpark. Es geht immer wieder um die Atmosphäre, um Begegnungen und Begebenheiten. An Events ist ebenso kein Mangel. Theodor Fontane und Karl Friedrich Schinkel werden verehrt als Söhne dieser Stadt. Das Wort Heimat fällt mehrfach. Kindheitserinnerungen werden genannt. Persönliche Bindungen werden erwähnt. Anrührende Worte sind bei der Präsentation zu hören. Alteingesessene und neu Hinzugekommene äußern sich. Ein Satz gilt auch für die Ergebnisse dieser Aktion: “Neuruppin ist Vielfalt pur.” Interessierte können sich nun selbst einen Eindruck davon verschaffen. Die Fenster im “Birnbaum” sind zu Schaufenstern der Bürgerschaft geworden.

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Einschulung 2024 – dereinst eine schöne Erinnerung an den Schulplatz? Foto: vhs

Besonderer Dank galt an diesem Nachmittag Robert Liefke, dem Geschäftsführer der NWG, für die gute Kooperation. Und Susanne Krell konnte sich am Ende über viel Applaus freuen. “Die Stadt zerfällt, und der Zerfall ist nicht mehr aufzuhalten”, zeigte Dege sich überzeugt. Irrtum! Eine Erfolgsgeschichte der Gestaltung wäre zu erzählen. Susanne Krell orientiert sich an den Worten des 1925 geborenen Schweizer Malers und Bildhauers Jean Tinguely: “Das einzig Sichere ist die Bewegung, immer und überall.” Kein Erstarren, kein Verstummen! Für Krell ist es wichtig, das Schöne zuzulassen, selbst der Seele damit etwas Gutes zu tun. Mannigfaltig können die Gründe sein, die in den Worten zusammenfließen: “Ich lebe gern in Neuruppin.”