
Operettenzauber in Rheinsberg: Von Fröschen und Fledermäusen
Beim Festivalsommer der Kammeroper Schloss Rheinsberg erleben Gäste im August Johann Strauss’ zeitlosen Operettenklassiker Die Fledermaus voller Witz, Wiener Charme und musikalischer Brillanz – präsentiert in bester Tradition.
So mancher Mensch, der das erste Mal einer Aufführung von Johann Strauss‘ Fledermaus beiwohnt, liest irritiert den Besetzungszettel: Denn eine Fledermaus lässt sich darauf nicht finden. Hinter dem Titel verbirgt sich die menschliche und sehr wohl vermerkte Rolle des Dr. Falke, der genauso wenig ein Raubvogel ist. Sein titelgebender Spitzname und dessen Wichtigkeit werden im Laufe des Abends geklärt. Daneben prangt noch namentlich ein Frosch. Auch er nur eine Menschenfigur. Noch dazu eine Sprechrolle, die einen beschwipsten Gefängniswärter verkörpert und oft mit einem Komiker oder Schauspieler besetzt wird.
Man darf sich also nicht täuschen lassen und eine musikalische Tiergeschichte erwarten. Allerdings haben die tierisch anmutenden Rollen Anteil daran, dass das Stück den Thron der meistgespielten deutschsprachigen Operetten erklimmen konnte. Kommenden August ist das Kultwerk nun auch endlich im Ruppiner Land zu erleben: beim Festivalsommer der Kammeroper Schloss Rheinsberg in der Regie des Künstlerischen Leiters – Georg Quander – im Rheinsberger Schlosshof.
Als Die Fledermaus im Jahre 1874 in Wien zur Uraufführung kam, war die Operette noch ein junges Genre. In Österreich-Ungarn hatte sich eine konsumfreudige Wohlstandsblase herangebildet. Von den Stereotypen dieser Gesellschaft inspiriert schuf Johann Strauss der Zweite sein berühmtestes Bühnenkunstwerk voller Situationskomik und zahlreicher Ohrwürmer, aber auch Lebensweisheiten und Tiefgang. Hinter einer locker-scherzhaften Fassade schlummern hohle Freundschaften und Hochstapelei. Was im großbürgerlichen Wohnzimmer des Ehepaares Eisenstein ins Rollen kommt, läuft auf dem zügellosen Maskenball in der Villa des dekadenten Prinzen Orlofsky aus dem Ruder, bis es im Gefängnis zum bösen Erwachen für alle Figuren kommt.
Neben den reichlichen Ensemblenummern machen die vielen Tänze das Stück zum Spektakel: Polka, Marsch, ungarischer Csárdás und Wiener Walzer. Oben drauf gesellt sich geballte Chorpower vom Vokalsystem Berlin. Die Rollen übernehmen Preisträgerinnen und Preisträger des Internationalen Gesangswettbewerbs der Kammeroper Schloss Rheinsberg – wie es in Rheinsberg seit über drei Jahrzehnten beste Tradition hat. Unter Ihnen auch der aufstrebende Tenor Maximilian Vogler, der fast schon ein junger Veteran ist: Nach seiner Mitwirkung in der heiteren Komödie La Molinara (2023) und der Troja-Oper Iphigenie in Aulis (2024) kehrt er nun in der Rolle des Gabriel von Eisenstein zurück. Die musikalische Leitung des Salonorchesters übernimmt Christian van den Berg-Bremer.
Das internationale Solisten-Ensemble studiert bereits seit Monaten seine Rollen. Nach einer intensiven Probenphase, die Anfang Juli in Rheinsberg beginnt, kann bei der Premiere am 2. August (Vorstellungen bis 15.8.) nicht mehr viel schief gehen: Wenn sich dann die Fledermaus im Schlosshof einnistet, Prinz Orlofsky zum Maskenball lädt und die Champagnerkorkenknallerei beginnt, heißt es nicht nur auf der Bühne: „Ha, welch ein Fest, welche Nacht voll Freud“.