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IN rebellinnen eins
In Krohns Kino zum Auftakt “Rebellinnen”, bald Umweltaktive aus DDR-Zeiten.

“Rebellinnen” im Hangar – ein eindrucksvolles Stück Erinnerungskultur

19.09.2025 | Volkmar Heuer-Strathmann |

“Bildstarker weiblicher Untergrund in der DDR”, heißt es im Programmheft zum Film “Rebellinnen”. Zum Auftakt der neuen Kinosaison im Hangar 312 hatten sich zahlreiche Gäste eingefunden. Arne Krohn konnte auch Cornelia Schleime begrüßen – in der Sprache der Staatssicherheitsorgane eine der drei “Aufrührerinnen”, in deren Leben der staatlicherseits geförderte Film von Pamela Meyer-Arndt aus dem Jahr 2022 Einblick gibt.

Was Cornelia Schleime, Tina Bara und Gabriele Stötzer erlitten haben, muss krass gewesen sein. Noch mehr aber wird durch den Film vermittelt, was sie individuell oder in Untergrundgruppen dem autoritären System künstlerisch entgegensetzten. Es geht in “Rebellinnen” um Foto und Film, um Installation und Performance. Auch wer sich in der BRD intensiver mit DDR-Kultur befasst hat, wird Neuland entdecken. Und staunen. Ein Trio waren sie nicht, die drei jungen Wilden. Dass es ihnen über dreißig Jahre nach der “Einheit” nicht schlecht geht, darf man annehmen, so wie sie agieren, erzählen und sich selbst präsentieren. Geblieben war damals nur Gabriele Stötzer.

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Mit Tina Bara auf den Spuren einer Fotokunst, die Tabuisiertes zeigt.

Ein Film über Foto- und Filmkunst ist per se eine Herausforderung. Dass noch so bildstarkes Material aus der Zeit der Rebellion vorhanden ist, schafft die Möglichkeit, fast unmittelbar einzutauchen. Fast, denn die Filmschaffenden von heute entscheiden, was gezeigt, was wie kommentiert wird. Paar Worte und zwei Fotos werden dem hier nicht gerecht. Allein die taktvolle Klaviermusik wäre einen eigenen Einspieler wert. Von Aktkunst wäre zu sprechen. Mit manchen Nacktbildern solle Verletzbarkeit gezeigt werden, ist zu hören. Von symbolisch aufgeladener Darbietung wie bei der Knebelung bleiben tiefe Eindrücke. Deshalb das Plakatbild, deshalb der Anblick der Schönheit. Aber kein Blut. Kein echtes Malträtieren. Zu stark ästhetisiert? Darüber ließe sich dikutieren.

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Cornelia Schleime vor einem ihrer Werke aus der DDR-Zeit.

Ein Presseheft ist öffentlich zugänglich. Dort wird der didaktische Ansatz spürbar. Warum kein zerschellendes Künstlerinnenleben gezeigt wird, erfährt man nicht. Der Film, dessen Wirkmächtigkeit und dessen Platz in den Kreisbildstellen und Mediatheken nicht in Frage gestellt werden soll, motiviert, sich mehr mit Rebellinnen zu befassen – auch mit zerbrochenen. Besonders nachhaltig prägt sich das Wort “Müllkunst” ein. Als Parole taugte “Mehr Müll dieser Art” auch für die oft so konventionell bebilderte Einheitsgegenwart. Auch was einst “Ruppiner Bilderbogen” war mit Marzipangesichtern, Posierhaltung und Waffenglanz und was die hiesige Passage ziert, könnte in einem rebellischen Kunstprojekt mal aufgerissen werden, von Künstlerinnen in der Tradition der Rebellinen Bara, Schleime und Stötzer. Schon jetzt darf man gespannt sein, was im Okober ansteht, wenn es im Hangar 312 um Umweltaktive aus DDR-Zeiten geht.

Fotos: vhs