
“Sine musica nulla Vita – ohne Musik kein Leben”
A-capella-Chor verzaubert im Tempelgarten
“Ich weiß nicht, was soll es bedeuten”, als Auftakt. Also feinsinnige Heine-Lyrik, vertont von Friedrich Silcher. “Bolle reiste jüngst zu Pfingsten”, als wuchtiger Ausklang. Also schlichter Volksmund, aber originell gesetzt von Alwin M. Schronen und stimmlich wohlakzentuiert. So vielgestaltig und wagemutig gab sich der Neuruppiner A-cappella-Chor bei seinem Sommerkonzert im gut besuchten Tempelgarten. Dirigent Nils Jensen und seine Gesangsformation konnten sich immer wieder über kräftigen Applaus freuen. Und gelacht und geschmunzelt wurde auch nicht selten.
Die Akteure wurden sicher auch noch getragen vom jüngsten Erfolg in Nürnberg unter vierhundert Formationen, wo ein Teil des Sommerprogramms dargeboten worden war und am Ende zum Erfolg führte. Es ist keine Phrase, es ist zu spüren und es tut gut: “Sine musica nulla vita”, eine Komposition von Rolf Lukowsky. Rockmusiker und Rapper sehen es ja auch so.
Mit einem “Old man” ging’s auf die Bäume, also in die Höhen der Unsinnspoesie. In Nürnberg, der Stadt der Meistersinger, will man es eben nicht zu ernst haben. Und nicht nur Hochdeutsch. Nicht gestolpert zu sein bei “Ich ging emol spaziere”, das will auch schon was heißen beim Arrangement der Stimmen.
Auf die Ungewissheiten in der Welt war zwischendurch von der Moderatorin Ulrike Gawande hingewiesen worden, auch wenn wunderbares Liedgut aus Norwegen, Schweden und Dänemark nicht unmittelbar an Krisenherde erinnert. Konflikte und Kriege färben die Weltkarte ein. Verse von Mascha Kaleko wurden dagegengesetzt – in finsteren Zeiten entstanden, aber nicht ohne Zuversicht. “O du schöner Rosengarten”, ließe sich auch als Utopie verstehen.
Manchmal wird nur gesummt. Oder geschnippt. Oder gebrummt. Die Vöglein im Tempelgarten sind davon gut zu unterscheiden. Hier im Tempelgarten gehört gerade das zusammen – Gezwitscher und vokale Klangkunst. Klar, dass man nicht ohne begeisterten Applaus und beherzte Zugabe in den Tag geht.