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Vielstimmig und klanggewaltig: das Tagsprojekt “Konga und Tuba” Foto: vhs

Tageskapriole oder Weltweisheit? “Im Ernstfall locker bleiben!” Ob Edzard Eddi Hüneke das wirklich ganz und gar ernst meint?

20.06.2025 | Volkmar Heuer-Strathmann

In Neuruppin bot Eddi Hüneke mit lokalen Ensembles beschwingte Sommerkonzerte in Klosterkirche und auf dem Schulplatz. Das Motto lautete: “Im Ernstfall locker bleiben!”

Die Zeit reichte gerade noch, um die Schlagzeilen der Nachrichten aufzuschnappen. Teheran, Gaza, Kiew – es knallt überall. Von der “Lufthoheit über Iran” soll US-Präsident Donald Trump in Washington schwadroniert haben. Anders in Neuruppin: Da liegt Musik in der Luft. Bigbands auf dem Schulplatz, Sologesang in der Klosterkirche, die Qual der Wahl. “Im Ernstfall locker bleiben!”, lockte auf jeden Fall mehr Menschen an – und auch sehr viele jüngere Leute.

Der klangscharfe friesische Vorname Edzard musste dran glauben. Als Eddi Hüneke machte der in London geborene Rheinländer Karriere. “Wise Guys” nannten sich die fünf Freunde, die lange Zeit durch hohe Musikalität und hintergründigen Humor auffielen. Das ist Musikgeschichte, doch als Solist geht’s auch, das zeigte der umjubelte Auftritt, mit dem die Reihe der Sommerkonzerte in der Klosterkirche eröffnet wurde. Kirchenmusikchef Matthias Noack hatte die Gelegenheit genutzt, Menschen aus vier Chören am Ort und in der Region mit dem Gast zusammenzubringen, der auch Coach kann und sogar Familienvater und Ehemann. Bisschen proben, bisschen inspirieren, bisschen improvisieren – was soll da schiefgehen?

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Einst “Wise Guys”, heute Eddi Hüneke – einfach cool, einfach toll! I Foto: vhs

Und tatsächlich: “Konga und Tuba”, der Song von Vielfalt, Harmonie und Klanggewalt der Instrumente, der Auftritt der fast siebzig Verwegenen erfasste das Auditorium. Es wurde mitgesungen auf Teufel komm raus und verschwinde. Natürlich weiß man in einer Nagelkreuzgemeinde, dass es mit den vier Weltreligionen in der aktuellen Konstellation der Weltnationen und ihren Organisationen nicht ganz so einfach sein wird wie mit den vier Chören, die höchstens um Nachwuchs konkurrieren. Die Parole: “Und jetzt auch du, komm doch dazu!”

Das lockere Motto war Programm. Technikprobleme? Im Ernst? Locker angehen! Menschheitsprobleme? Überall Ernstfall? Immer mehr Verwahrlosung im Netz? Locker einflechten. Wie in guten Gedichten! In Songs von Spielen wie “Monopoly” und von Eddis Friedhofsfrieden steckt ja genug Zündstoff, ob mit der Gitarre oder mit der Ukulele schlagkräftig begleitet. Und “Mach das Maul auf!” führt geschickt von Kindertagen zu den großen Fragen.

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Schluss mit dem Glockenschlag: “Big Brass” auf dem Schulplatz Foto: vhs

Wer wollte, konnte nach dem großartigen Kirchenkonzert auch auf dem Schulplatz noch teilhaben an der Kultur der Stadt. Doch Schlag zehn war Schluss. Auf die Sekunde. Im Gebimmel. Eine Bigband aus Bad Kreuznach, so hörte man, hatte wunderbar aufgespielt. Nicht anders am Ende die Formation aus Neuruppin. Richtung Rathaus hörte man vor dem guten alten Schulhaus noch den Wunsch, Unterstützung für eine Fahrt Richtung Rhein zu finden. Dass ein paar Musikbegeisterte zuerst bei Eddi Hüneke mitsangen und dann bei Big Brass mitspielten, war ein weiteres Beispiel für die Begeisterungsfähigkeit. Eddi und seine Freunde sollen ja auch so Typen gewesen sein damals, ehe sie es wagten, sich wortverliebt “Wise Guys” zu nennen. Ein Oxymoron? Eher ein Fall von Selbstironie, niemals nur “Stimmvieh”…