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IN Dresen Netzeband
Foto: Volkmar Heuer-Strathmann

“Und wann kommt das Denkmal?”

07.06.2025 | Volkmar Heuer-Strathmann

In der Temnitzkirche Netzeband sprach Regisseur Andreas Dresen mit Ex-ZDF-Journalist Christhard Läpple über Filme, die DDR und persönliche Geschichten.

“Gemeinhin wird 1968 als kollektiver Jugendprotest gegen den Muff und den apolitischen Privatismus der Vorgängergeneration verstanden”, schreibt Steffen Mau 2024 in “Ungleich vereint”. Es geht um die sogenannte BRD. Andreas Dresen, Kind der DDR, ist selbst noch zu jung, um nach Vergleichbarem im Osten gefragt zu werden. Also fragt er selbst Angela Merkel, Jahrgang 1954, bald darauf mit Vater und Mutter von Hamburg aus Richtung Sonnenaufgang emigriert. Berufsbedingt. Und die ehemalige Bundeskanzlerin erzählt dem aufgeregten Interviewer, wie’s war vor fünfzig Jahren in der Film- und Kinozeit mit der “Legende von Paul und Paula”, also um 1973, schon bald Ära Honecker genannt. Anscheinend durchaus locker, musikmäßig, beziehungsmäßig, untergründig, aber nicht etwa im Untergrund. Ob das reicht, um das pauschale “Kein 1968” (im Osten) von Mau wirklich in Frage zu stellen?

Der vielfach ausgezeichnete Regisseur Andreas Dresen war zu Gast in der Temnitzkirche in Netzeband. Christhard Läpple, ehemals ZDF, interviewte. Ein wunderbarer Abend. Nur Streit oder Stiche durften die Gäste nicht erwarten. Irgendwann gab Läpple den Tipp, sich das erwähnte Interview doch mal anzuschauen. Gesagt, gemacht. Plötzlich versteht man als 68er noch besser, wie es gewesen sein muss für den jungen Andreas, mal bei “Karat” nachzufassen. Ausgestattet nur mit einem Cassentenrecorder und einer Amateurkamera. Das war der Anfang. Eine Erfolgsgeschichte hatte begonnen. Mit Fehlern, wie Dresen selbst schmunzelnd erzählt.

Gutgelaunt ließen Läpple und Dresen die Entwicklung Revue passieren – von wagemutigen Schultheaterprojekten in Schwerin bis zur Produktion des Spielfilms “In Liebe, Eure Hilde”, der 2024 Premiere hatte. Es ging um “Stilles Land” (1992), es ging um “Gundermann” (2018) und über Dokumentarisches aus der ostdeutschen CDU-Welt wurde auch gesprochen. Mal gab Dresen Einblick in sein liberales Arbeitsverständnis, Empathie und flache Hierarchie inbegriffen. Mal wurde er grundsätzlicher, indem er davor warnte, “die Politiker” pauschal in Verantwortung zu nehmen für das Leben in diesem Lande. Warum fällt einem bloß schon wieder Steffen Mau mit seinen “Triggerpunkten” ein?
Andreas Dresen ist für eine Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte. “Das Leben der Anderen” hat ihn allerdings verärgert. Deshalb “Gundermann”, deshalb der Blick auf persönliche Verantwortung, auf Verstrickung in den Stasiapparat und gerne auch paar offene Fragen. Etwas für den Heimweg nach dem Kinobesuch oder den Disput daheim nach dem Streaming.

Dass primär das Leben und Erleben seiner Protagonisten ihm wichtig ist, trotz all der politisch-historischen Rahmenbedingungen, spiegeln die Werke wider. Und als Dresen betont, er wolle das wirkliche Leben ins Kino bringen, nicht Schemen und Typen oder gar politische Heilslehren, da gab es besonders lautstarken Beifall der vielen Gäste. Schule ist aus, Schulung ist out.
Andreas Dresen ist nun Ehrenbürger der Stadt Schwerin. Ein Grund mehr, die weitere Entwicklung in der Landeshaupstadt mit Gespür für das, was Menschen bewegt, zu beobachten. Was sie anrichten, letztlich in ganz Deutschland und überhaupt, gehört sicher auch zum Menü eines Regisseurs dieser Art.

“Und wann kommt das Denkmal?”, war natürlich nur ein kleiner Scherz von Christhard Läpple. Aber wer weiß? Dereinst? Posthum? Und in was für einem Deutschland? Derzeit sehe es für die Kultur ziemlich mau aus, hieß es gegen Ende. Aber deshalb erstmal bloß ein “Kammerspiel” nach einem Text von Elke Heidenreich? Sparprogramm? Okay. Notgedrungen. Aber danach dann bitte wieder richtig aufdresen…