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IN ökofilme eins
Willkommen in der Naturfilmwelt unweit der Temnitz.

Vom Umweltengagement in der DDR – Aufklärung oder Verklärung?

17.10.2025 | Volkmar Heuer-Strathmann
Mit dem alten Dampfer “Theodor Fontane” unterwegs in den ausgehenden 80ern des 20. Jahrhunderts nach Boltenmühle, das klingt nach Freizeitvergnügung. Erst Planerfüllung, dann Lebensgenuss? Im Hangar 312 war zu erleben, wie in den letzten Jahren der DDR versucht wurde, durch Kultur- und Bildungsarbeit einen kritischen Blick auf Mensch und Natur zu wagen.

Arne Krohn konnte unter den Gästen im Hangar auch Dr. Peter Jacobsen begrüßen, einen Naturforscher und Pädagogen, der an den beiden gezeigten Filmen beteiligt war. Aus dem Team der Filmschaffenden war Hans-Dieter Rutsch zugegen. “Ruppiner Schweiz am Ende eines Sommers” zeigt, wie mit kleinen Anspielungen und passenden Bildern die mögliche Märchengeschichte unterlaufen wird. Am deutlichsten gegen Ende der Dokumentation, als Jacobsen in freier Natur auf die fatalen Folgen des gezielten Absenkens des Wasserspiegels für Tiere und Pflanzen und schließlich auch für die Menschen hinwies. Mutig – und dennoch beschleicht einen doch eine sonderbare Stimmung, wenn gezielter Torfabbau als Alternative empfohlen wird. Die Debatte der letzten Jahre drehte sich um CO2-Bindung in feuchten Mooren. Professor Goddert von Oheimb forscht seit Jahren in Dresden daran. In “Klimaschutz durch Moorrenaturierung” wird die Forschung dokumentiert. Ein kleiner Hinweis von Arne Krohn deutete das völlig Überholte immerhin an. Eine andere Aussage des Veranstalters war zugleich Überleitung zum zweiten Beitrag: Solche Projekte könnten auch (kurz) Bedauern wecken, dass es nicht weiterging mit der DDR.

IN Ökofilme zwei
Der Zweck heiligt die angewandten Zwangsmittel?

“Auf der Temnitz zum Rhin” ist kein Dokumentarfilm. Es ist ein Lehrfilm. Ein wagemutiges Projekt ökologischer Bildungsarbeit in den Ferien wird gezeigt. Mit einer Gruppe junger Menschen kommt man der Tierwelt sehr nahe. Beim Beringen eines Vögleins könnten Asthmatiker im Kino selbst Atemnot bekommen. Naturvielfalt und ganzheitliches Denken werden schon dadurch ins Bild gerückt, dass die unterschiedlichsten Aufgaben gestellt werden. Studierende ergänzen das aufgeweckt wirkende Team. Wasserproben werden genommen, Pflanzen werden beäugt, der Boden wird betrachtet, Insekten werden bestaunt und erfasst. Heute kämen vermutlich Lärmbelästigung und Luftbelastung hinzu als Forschungsfeld, allein schon durch die nicht weit entfernte Autobahn A 24. Und unblöde Eltern brächten die jungen Leute mit E-Fahrzeugen zur Temnitz? Oder ein Kleinbus?

IN ökofilme drei
Mit klarem Blick für das Wesentliche des Erdenlebens!

Welches Bild der DDR-Jugend wird hier vermittelt? Als “untypisch”, versteht sich. Kein Blauhemd in Sicht, kein Funktionär. Politisiert wird nicht groß, auch nicht in “grün”. Der Film sollte ja zeigbar sein und die Karriere der Verantwortlichen nicht etwa ein jähes Ende finden. Alle sind motiviert, alle sind interessiert. Brav verhalten sie sich, bedacht und vorsichtig. Party ist kein Thema. Sie haben Charakter. Das Filmteam weiß, wie man das schafft. Zeltleben gibt’s nicht. Wodka schon gar nicht. Der “Jugend von heute” galt auch ein kleiner Hinweis aus der Bevölkerung, von wegen Handysucht und Realitätsflucht. Statt über sie mal mit ihnen zu reden, etwa nach der Rezeption des Projektfilms im Unterricht, müsste doch möglich sein. Und die Diskussion filmen?

 

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Fotos: vhs