
Zum Sommerfest 2025 nach Zermützel zum Haus der Möller-Stiftung
Es war ein inspirierender Besuch. Da waren sich alle einig. Zum Sommerfest 2025 hatte sich Mitglieder der Karl-Friedrich-Schinkel-Gesellschaft gemeinsam mit Verwandten und Freunden auf den Weg nach Zermützel gemacht. Oskar Matzel und Wolfgang Wittrock hatten eingeladen. Im Sommer wohnen die beiden Berliner hier in ihrem Haus, der Adresse der Möller-Stiftung. Da gab es für die Gäste viel zu entdecken, zu lernen und zu staunen und die Bewirtung war ebenfalls großartig. Kein Wunder, dass auch die Initiatoren Otto Wynen und Matthias Frinken mehr als zufrieden waren.
Wenn Karl Friedrich Schinkel in der Welt unterwegs war, etwa in Italien, hatte er stets auch ein Auge für das Landschaftsbild und für Flora und Fauna. Das Anwesen in Zermützel hätte ihn gewiss interessiert, nicht nur wegen der wunderbaren Lage etwas oberhallb des Sees. Die Gäste konnten am Ausflugstag selbst entdecken, ein bisschen in den ausliegenden Unterlagen lesen und gezielt Fragen stellen. Fast könnte man von einer Studienfahrt sprechen.
Verantwortlich zeichnen der Architekt Hans Scharoun und der Gartenarchitekt Hermann Mattern. !937/38 war die Arbeit erledigt, doch Ferdinand Möller zog mit seiner Familie erst 1943 hierher. Ein Grund: die zunehmende Bombardierung von Berlin. Dem Kunsthändler gelang es, hier einige expressionistische Werke vor der Zerstörung durch die Kampagnen gegen “Entartete Kunst” zu bewahren. Mit der Kapitulation im Mai 1945 begann eine wechselvolle Geschichte. Was zunächst als Flüchtlingsunterkunft diente, wurde in der DDR ab 1954 als Schulungsort, Ferienlager und Urlaubsdomizil des VEB Feuerlösch-Apparatewerks Neuruppin genutzt. Fünf Jahre nach der “Wiedervereinigung” stand die Restitution an, wiederum drei Jahre später die denkmalgerechte Restauration. Matzel und Wittrock, der eine Zahnarzt, der andere Kunsthändler und beide längst Eigentümer, wurden 1999 mit dem Preis der Schinkel-Gesellschaft ausgezeichnet. Ihr besonderes Engagement für den Denkmalschutz sollte gewürdigt werden. Ein Kommentar aus der Gästeschar: “So modern kann ein Denkmal dastehen!” Dass es Zeiten krasser Vernachlässigung gab, wurde nicht unterschlagen.

In den Räumen ist tatsächlich eine inspirierende Kraft zu spüren. Und die präsentierten Kunstwerke verkörpern zugleich Geschichte. Dass die Räumlichkeiten immer mal wieder auch dem wissenschaftlichen und künstlerischen Austausch von Fachgruppen dienen, verwundert nicht. Wer unten im Arbeitsbereich Platz nahm, kam nicht so schnell davon los. Wer oben weilte, konnte sich in einer Kunstausstellung wähnen. Die Gäste selbst waren bei Tisch auch schnell bei Themen wie Raumakustik, Stufung, Blickachsen und Integration in die Landschaft. Es fällt einfach auf, wenn man vom Wasser naht, wie sich das Dach leicht zum Himmel wölbt. Natürlich kann es auch an einen Schiffsrumpf erinnern, der kieloben liegt. Zuflucht oder Flutungsgefahr?

Natürlich kamen die Schinkels nicht ohne ein Präsent nach Zermützel. Otto Wynen überreichte als Dank einen Bildband mit Werken des niederländischen Malers Henk Helmantel. Als zweites Vorstandsmitglied wies Matthias Frinken auf die gute Tradition hin, das Sommerfest mit einer Fahrt zu verknüpfen. An gut erreichbaren Zielen auf dem weiten Feld der Architektur und anderer Künste dürfte kein Mangel sein. So darf man als Mitglied oder als interessierter Mensch gespannt abwarten, wohin es 2026 gehen wird. Für 2025 galt, ganz nebenbei bemerkt, kein Hauch von Zerwürfnis und Scharmützel in Zermützel…

Bleibt zu bemerken, dass mit Peter Weber und Wolfgang Freese zwei Neuruppiner Urgesteine mit von der Partie waren, die die Informationen der heutigen Hausherrn lebendig zu ergänzen wussten. Freese war schon als Jugendlicher hier gewesen, Stichwort Freizeitaktion. Dass ihn da die Musik mehr interessierte als die Baukunst, konnten hier alle verstehen. Und Weber war rund um und in Neuruppin eigentlich überall. Der Vorstand glänzte durch Vollständigkeit, denn Angrid Marienfeld-Lungfiel und Gottfried Lungfiel waren – wie Matthias Frinken – extra aus Hamburg angereist, um mit dabei sein zu können.
Was Theodor Fontane in den “Wanderungen” einst mit einem gewissen Spott bedachte und mit Kritik an der Besiedlungspolitik, weckt, zumindest wo Ferdinand Möller sein Sommer- und Atelierhaus anlegen ließ, heute Bewunderung und gute Vorsätze. So war Ulrich Deffke mit den Worte zu hören: “Ich will heute noch was schneiden. Wegen der Blickachsen…”