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Foto: OPR Herz

DEIN PARK.DEINE STADT. – Wie Neuruppin öffentliche Räume gemeinsam neu gestaltet

18.04.2025 | Martin Schläfke

Mit dem Projekt DEIN PARK.DEINE STADT. will Neuruppin die drei großen Stadtplätze gemeinschaftlich umgestalten und beleben. Jonas Langenberg erklärt im Interview Konzept und die Möglichkeiten der Beteiligung.

Ursprung des Projekts ist eine Initiative, die vor mehreren Jahren im Stadtpark von Neuruppin startete. Ziel war es, den Park zu einem Lauf- und Erholungsraum zu entwickeln, der zugleich Aspekte wie Kulturbildung, Nachhaltigkeit und Grünflächengestaltung integriert. Jonas Langenberg, Mitarbeiter im Amt für Stadtentwicklung und Umwelt, erinnert sich: „Das war eine Idee von der Evangelischen Schule, die wir dann gemeinsam aufgegriffen und mit vielen Partnern weiterentwickelt haben.“

Auf Grundlage dieser Erfahrung entstand das Nachfolgeprojekt DEIN PARK.DEINE STADT. Es ist eines von vier bundesweit geförderten Modellprojekten des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik. Die Grundidee ist es, die im Stadtpark erprobte Arbeitsweise – gemeinschaftliches Entwickeln und Beleben von Stadträumen – auf zentrale Plätze in der Stadt zu übertragen.

Drei Ziele, drei Plätze

Das Projekt verfolgt drei übergeordnete Ziele. Langenberg erklärt: „Wir wollen auf große Themen der Stadtentwicklung im Kleinen aufmerksam machen und die Neuruppinerinnen und Neuruppiner aktivieren, sich für ihre Stadt einzusetzen.“ Zweitens steht die Diskussion über die zukünftige Gestaltung der drei zentralen Plätze im Fokus: Kirchplatz, Schulplatz und Braschplatz. Diese weisen in unterschiedlicher Form Handlungsbedarfe auf. Drittens sollen auf Teilflächen der Plätze – die “Testfelder Zukunft” – konkrete, temporäre Maßnahmen erprobt werden, um Veränderungen auch kurzfristig erfahrbar zu machen.

„Klar ist, dass wir die Plätze nicht alle in den nächsten Jahren baulich dauerhaft umgestalten können“, sagt Langenberg. Umso wichtiger sei es, gemeinsam mit den Menschen vor Ort zu testen, „welche temporären Maßnahmen schon helfen, die Plätze zu beleben, umzugestalten, grüner zu machen“.

Zukunftsfenster als Impulsgeber

Ein zentrales Element des Projekts sind die sogenannten „Zukunftsfenster“. Sie sind aus Holz und wurden zunächst installiert, um Aufmerksamkeit zu schaffen und eine Perspektive auf die geplanten Testflächen zu eröffnen. Langenberg: „Wir stehen jetzt hier am Kirchplatz und schauen durch dieses Zukunftsfenster auf den Asphaltstreifen des ehemaligen Busbahnhofs.“ Heute ist die Fläche weitgehend ungenutzt und wird als Parkplatz verwendet.

Die Fenster dienen als Einladung, gemeinsam über die Zukunft dieser Orte nachzudenken. Fragen wie „Wo liegt der Handlungsbedarf?“ oder „Welche Lösungen sind denkbar – temporär oder dauerhaft?“ sollen mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutiert werden.

Eins der drei Zukunftsfenster in Neuruppin. Foto: OPR Herz

Beteiligung – von der Idee zur Umsetzung

In der ersten Phase des Projekts geht es darum, Aufmerksamkeit zu erzeugen und zur Beteiligung einzuladen. Das geschieht über analoge und digitale Kanäle: „Die ersten Beteiligungsmöglichkeiten bieten sich, indem man seine Ideen auf den Wänden hinterlässt, auf unserer Webseite, per E-Mail, Telefon oder persönlich vor Ort“, erläutert Langenberg. Auf den Holzbauten gibt es demnächst auch ein Feld „Was steht an?“, wo Veranstaltungen und Mitmachaktionen angekündigt werden.

Die eigentliche Umgestaltung und Belebung beginnt dann ab Mai 2025. In diesem Zeitraum werden auf allen drei Plätzen temporäre Maßnahmen umgesetzt – mit der Bevölkerung vor Ort. Bereits gewonnene Partner aus dem ursprünglichen Parkprojekt sind weiterhin aktiv, etwa die Evangelische Schule, die Jugendkunstschule Neuruppin und ESTAruppin . „Stück für Stück möchten wir weitere Menschen gewinnen und zum Mitmachen motivieren“, so Langenberg.

Beispielhafte Veränderungen auf dem Kirchplatz

Ein erstes Beispiel für die temporäre Umgestaltung ist der Kirchplatz. Dort sollen Teile der Parkfläche in einen ruhigen, grünen Begegnungsort verwandelt werden. „Wir bauen Hochbeete auf, in denen man mitpflanzen und gärtnern kann, und schaffen Sitzgelegenheiten“, kündigt Langenberg an. In den kommenden Wochen sollen verschiedene Elemente installiert werden, die sowohl zum Aufenthalt als auch zur aktiven Mitgestaltung einladen.

Herausforderungen auf dem Schulplatz

Der Schulplatz wurde zwar in den 1990er-Jahren saniert, ist heute aber stark versiegelt. Nur wenige, von Trockenheit geschwächte Bäume spenden Schatten. „In einigen Jahren könnten dort nur noch kleine Bäume stehen“, befürchtet Langenberg. Deshalb liegt der Fokus hier auf einfachen, kostengünstigen Maßnahmen zur Umgestaltung – beispielsweise durch temporäre Begrünung oder Schattenspender. Auch soll der Platz durch kreative Aktionen und Veranstaltungen wieder stärker belebt werden.

Der Braschplatz: Vom Durchgangsort zum Aufenthaltsort

Der Braschplatz stellt eine andere Ausgangslage dar: eine 20.000 Quadratmeter große Grünfläche, die hauptsächlich als Durchgangsort dient. „Nur wenige Menschen halten sich länger dort auf“, stellt Langenberg fest. Ziel ist es, diesen Ort zu einem Bewegungs- und Begegnungsraum zu entwickeln. Erste Ideen liegen vor, weitere können über alle Beteiligungskanäle eingebracht werden. „Insbesondere auf dem Braschplatz möchten wir ermöglichen, dass die Menschen den Platz selbst in Besitz nehmen – wie man es aus Großstädten kennt, wo im Sommer gepicknickt, Frisbee gespielt, Fußball gespielt und Musik gemacht wird.“

Vielfältige Beteiligungsformate für Bürgerinnen und Bürger

Die Möglichkeiten zur Mitgestaltung sind breit gefächert. Bürgerinnen und Bürger können nicht nur Ideen einreichen, sondern auch aktiv an der Umsetzung mitwirken. Das reicht von Pflanzaktionen über den Bau von Hochbeeten bis hin zur Organisation von Veranstaltungen. Besonders zwischen Mai und Juli 2025 – vor Beginn der Sommerferien – sollen zahlreiche Aktionen auf den Plätzen stattfinden.

Neben Gärtneraktionen werden auch kulturelle und kreative Formate angeboten, bei denen Mitmachen ausdrücklich erwünscht ist. Während der Schulplatz eher durch organisierte Veranstaltungsformate geprägt sein wird, steht auf dem Braschplatz die spontane Aneignung durch die Bevölkerung im Vordergrund.

Ein starkes Netzwerk als Basis

Die praktische Umsetzung profitiert von einem gut funktionierenden Netzwerk lokaler Akteure. Ein Beispiel: Die sogenannten Zukunftsfenster wurden vom Stadtservice der Stadtwerke Neuruppin errichtet. „Das Baumaterial haben wir über die Fördermittel finanziert, der Stadtservice hat die Holzfenster für uns aufgebaut”, berichtet Langenberg. Auch der Verschönerungsverein, der sich seit Jahren um den Stadtpark kümmert, ist wieder dabei. Neu im Netzwerk ist bspw. der Verein Klima und Alltag.

Fazit: Ein Stadtprojekt zum Mitmachen

DEIN PARK.DEINE STADT. ist mehr als nur ein Stadtentwicklungsprojekt – es ist ein kooperativer Prozess. Es geht darum, mit den Menschen in Neuruppin über ihre öffentlichen Räume zu sprechen, Ideen zu sammeln und insbesondere auch Dinge konkret auszuprobieren und Orte gemeinschaftlich zu verändern. Das Projekt soll zeigen, wie Stadträume mit einfachen Mitteln und viel Engagement zukunftsfähig gestaltet werden können.