
Gemeinsam und nicht einsam: Zu Besuch bei den ASB-Seniorentreffs
Die Seniorentreffs des ASB Neuruppin sind ein beliebter Treffpunkt für ältere Menschen, die an der Gesellschaft teilnehmen wollen – ob beim Kartenspielen, Sport oder einfach zum Quatschen. Ein Besuch zweier Angebote in Neuruppin.
An einem sonnigen Januar-Nachmittag ist es still bei der Seniorenhilfe des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB). Beinahe so still, dass man eine Stecknadel auf den Boden fallen hören würde. Im großen Raum der Wohlfahrtsorganisation in der Neuruppiner Karl-Marx-Straße 81 haben sich – wie immer mittwochs – knapp ein Dutzend ältere Damen zusammengefunden, um ihrem Hobby nachzugehen: Sie spielen leidenschaftlich gern Rommee.
Zunächst wirkt die Runde sehr konzentriert und zurückhaltend, aber als die Karten zum ersten Mal kurz ruhen, tauen die Damen auf. “Wir schreiben natürlich auch jeden Punkt auf”, sagt Helga und macht anschließend genau das. “Wer am Ende gewinnt oder verliert, ist aber ziemlich egal”, ergänzt die Neuruppinerin, “darum geht es hier schließlich nicht.” Sondern um die Gemeinschaft, das Miteinander, das Zwischenmenschliche. Um ein bisschen Routine, Struktur und Alltag.
Viele Menschen kommen, weil sie sonst allein zuhause sind
Einsamkeit im Alter ist ein gesellschaftliches Problem, dem der ASB mit sogenannten Seniorentreffs entgegenwirken will – zum Beispiel mit der Kartenrunde, die sich immer mittwochs trifft. “Viele Menschen, die zu uns kommen, sind allein zuhause, weil die Partner teilweise schon gestorben sind”, sagt Kerstin Kruschel, ehrenamtliche Helferin beim ASB. “Wir merken, dass die Leute dieses Angebot brauchen und dafür zu begeistern sind. Sie sind jede Woche froh, wenn sie bei uns sind, sich sehen und hier eine Aufgabe haben”, ergänzt sie. Die Damen nicken bestätigend, ehe sie sich wieder ihrem Spiel widmen.
“Für mich wäre es wirklich ganz schlimm, wenn es diese Treffen nicht geben würde”, erzählt Helga aus Neuruppin, die seit dem Tod ihres Mannes allein lebt. Ihre Kinder, berichtet die Seniorin, wohnen etwas weiter entfernt und können sich folglich nicht jeden Tag um sie kümmern. “Deshalb freue ich mich immer ganz besonders auf den Mittwoch und darauf, dass ich rausgehen und mit anderen zusammen sein kann.”
Die Treffen sind ein fester Termin im Kalender
Auch für die anderen Frauen ist die Mittwochsrunde beim ASB ein fester Termin im Kalender, der wirklich nur in Ausnahmefällen zur Disposition steht. Christel etwa kommt seit mehr als zehn Jahren regelmäßig zu den Seniorentreffs. “Wir haben hier so wunderbare, nette Betreuerinnen, die sich das ganze Jahr über rührend um uns kümmern und sich auch immer besondere Sachen einfallen lassen”, sagt die Neuruppinerin. An Geburtstagen beispielsweise gibt es – neben einer netten Runde – stets einen Blumenstrauß für die Jubilare. Leckerer Kuchen steht zur Kaffeezeit ohnehin immer auf dem Tisch.
Was ihr besonders gefällt? Christel muss nicht lange überlegen. “Man braucht den menschlichen Austausch”, sagt sie und ergänzt: “Es ist total wichtig, dass man sich gegenseitig fragt, wie es dem anderen geht, was ihm auf dem Herzen liegt und was vielleicht Schönes passiert ist.” Aus den Runden in der Karl-Marx-Straße sind mittlerweile feste Freundschaften entstanden: Einmal pro Woche treffen sich die Rommee-Seniorinnen außerhalb des ASB, um Karten zu spielen oder andere Sachen zu unternehmen.
„Wir sind offen für Menschen jeder Altersklasse. Wer Lust hat, bei uns vorbeizuschauen, kann das jederzeit gern tun“
“So soll es natürlich sein”, sagt Kerstin Kruschel vom ASB, “genau das wünschen wir uns.” Helga und Christel sind mittlerweile so gut befreundet, dass sie auch zusammen in den Urlaub fahren. Gemeinsam hat die Gruppe aber auch schon Ausflüge an schöne Orte unternommen, nach Warnemünde zum Beispiel oder in den Spreewald.
“Wir sind grundsätzlich offen für Menschen jeder Altersklasse. Wer also Lust hat, bei uns vorbeizuschauen, kann das jederzeit gern tun”, sagt Kruschel. So wie es Bärbel aus Neuruppin getan hat, die immer mittwochs in der Karl-Marx-Straße zu Besuch ist. Kartenspielen ist zwar nicht ihr Ding, dafür zeichnet sie gern. “Und das macht in Gesellschaft, also in einem Raum, in dem andere Menschen sitzen, natürlich viel mehr Spaß”, erzählt die Rentnerin. “Deshalb hoffe ich, dass es die Seniorentreffs des ASB auch in Zukunft gibt, damit wir wissen, wohin wir mittwochs gehen können.” Und natürlich auch an anderen Wochentagen: das Angebot des ASB ist groß und divers.
Keine zwei Kilometer Luftlinie entfernt findet fast parallel ein weiterer Seniorentreff des ASB Neuruppin statt. In der ASB-Begegnungsstätte in der Franz-Maecker-Straße hat Gitti Hagen den Hut auf. Einst kam sie regelmäßig als Besucherin zu den Treffen, mittlerweile organisiert sie als ehrenamtliche Helferin Programm, kulinarische Versorgung und überhaupt alle Abläufe. “Ich bin hier das Mädchen für alles”, sagt Gitti und ergänzt: “Es macht mir wahnsinnig viel Spaß und die Resonanz der Leute ist einfach super, sonst würden sie ja nicht zwei Mal die Woche zu uns kommen.”
An diesem Mittwoch sitzen etwa 20 Menschen in einem großen Raum und verdingen sich mit den unterschiedlichsten Spielen. Renate, Elisabeth und Ingrid haben sich für “Mensch ärgere dich nicht entschieden”. “Wir fühlen uns sehr wohl hier, es ist immer gemütlich und lustig”, erzählt Elisabeth, “deshalb kommen wir bei jeder Gelegenheit gern her”. Renate berichtet, wie sich die Senioren beim ASB die Zeit vertreiben. “Wir sitzen zusammen, spielen, quatschen, singen”, sagt sie, “und bei besonderen Anlässen gibt es ein besonderes Programm”. Etwa Geburtstagsrunden, Grillpartys im Sommer oder Silvesterfeiern. Bis kurz nach halb zwei sei die letzte Feier am Neujahrstag gegangen, erzählt Elisabeth und ergänzt: “Das hat richtig Spaß gemacht.”
Beim Seniorentreff kennengelernt, heute ein Paar
So haben es auch Christel, Doris, Dieter und Armin in Erinnerung, die am Nebentisch sitzen und ebenfalls “Mensch ärgere dich nicht” spielen. Christel und Dieter erzählen dann die vielleicht rührseligste Geschichte des Tages. Die beiden haben sich in der ASB-Begegnungsstätte kennengelernt und schnell festgestellt, dass sie ähnliche Interessen teilen. Dieter ist Fan des 1. FC Union Berlin, Christel drückt Borussia Dortmund die Daumen. “Wir haben also angefangen, ganz oft über Fußball zu sprechen”, sagt Christel, “und irgendwann ist dann mehr draus geworden.”
Mittlerweile sind die beiden ein Paar und verbringen auch außerhalb des Seniorentreffs viel Zeit miteinander. Die Termine in der Begegnungsstätte bleiben allerdings gesetzt für Christel und Dieter. “Es muss schon verdammt viel passieren, dass wir nicht kommen”, sagt Dieter. Und seine Lebensgefährtin ergänzt: “Wir sind so gern hier, weil man sich mit viel Liebe um uns kümmert”, sagt Christel, “unsere Chefin macht das einfach so gut, dass man sich hier wohlfühlen muss.”
Gemeint ist natürlich Gitti Hagen, die gute Seele der Begegnungsstätte, die ein paar Meter weiter steht und das Lob vernommen hat. Sie lächelt zufrieden und sagt: “Das höre ich natürlich gern. Solche warmen Worte sind eine wunderbare Bestätigung für das, was wir hier machen – und gleichzeitig Motivation, auch in Zukunft viele Sachen auf die Beine zu stellen.”
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Weitere Informationen zu den Seniorentreffs des ASB Neuruppin und den kommenden Veranstaltungen finden Sie hier:
https://asb-neuruppin.de/angebote/seniorentreffs.html
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