
Interview: Für mehr Lebensqualität und Mitgestaltung im Alter
Dr. Birgit Spiesecke, Seniorenbeauftragte der Stadt Wittstock, über Engagement, Erwartungen und die Bedeutung älterer Menschen für die Gesellschaft
Sie will zuhören, vermitteln und Impulse setzen: Seit Juni 2025 ist Dr. Birgit Spiesecke ehrenamtliche Seniorenbeauftragte der Stadt Wittstock/Dosse. Als Bindeglied zwischen älteren Menschen, Verwaltung und Politik soll sie deren Anliegen sichtbar machen – und der Generation 65 plus mehr Gehör verschaffen.
Anlässlich der Seniorenwoche im Landkreis OPR haben wir mit ihr zu ihrer Rolle als Seniorenbeauftragte der Stadt Wittstock gesprochen.
Frau Dr. Spiesecke, wie haben Sie die diesjährige Kreisseniorenwoche erlebt?
Die Seniorenwoche war gut organisiert und wurde von vielen mit Freude angenommen. Sie bringt Menschen zusammen, schafft Begegnungen – und zeigt, wie aktiv und interessiert ältere Menschen heute sind. Wichtig ist sie vor allem, weil sie die Teilhabe älterer Menschen am gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Leben fördert. Die Veranstaltungen greifen ihre Interessen auf und setzen Schwerpunkte in Bereichen wie Bildung, Bewegung, Natur, Inklusion, Vielfalt des Alters und einem selbstbestimmten Leben. Ziel ist es, die Lebensqualität im Alter zu verbessern. Immerhin sind in Brandenburg mehr als 30 Prozent der Bevölkerung über 65 – Tendenz steigend.
Was bedeutet Ihnen persönlich Ihre neue Rolle als Seniorenbeauftragte?
Zu Beginn war ich eher zurückhaltend, dieses Ehrenamt anzunehmen. Aber über die Arbeit im Seniorenbeirat habe ich erkannt, dass wir als ältere Generation eine Stimme in der Stadt brauchen. Wir wollen unsere Interessen auch nachhaltig vertreten – das geht nur im Team. Meine Wahl – auch wenn es keinen Gegenkandidaten gab – ehrt mich, und ich nehme sie als Zeichen der Wertschätzung wahr. Auch nach meinem beruflichen Wirken als Arzt erfahre ich Vertrauen – von der Stadt und von den Menschen. Ich bin gespannt, wie sich die Arbeit entwickelt. Ich erwarte keine Wunder, aber ich will dieser Generation ihre Wichtigkeit geben.

Welche Rolle spielt die ältere Generation heute in unserer Gesellschaft?
Wir müssen darauf achten, Traditionen und kulturelles Erbe zu bewahren. Ältere Menschen können für die jüngere Generation eine wichtige Stütze sein – gerade in dieser Zeit. Darüber hinaus ist die ältere Generation auch wirtschaftlich von Bedeutung, sei es durch Ehrenamt, Erwerbstätigkeit oder Konsum. Ihre Lebenserfahrung ist wertvoll und sollte gezielt genutzt werden. Entscheidend ist, einen positiven Blick auf das Alter zu behalten und die Wertschätzung für eine lebenswerte Zukunft zu stärken.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten gesellschaftlichen Themen, die unbedingt angepackt werden sollten?
Wir sollten uns gemeinsam – in Seniorenbeiräten, in der Politik, in Netzwerken – gegen Altersarmut und Einsamkeit einsetzen. Es geht um Mobilität, Hilfe und soziale Leistungen, Pflege nach Möglichkeit zu Hause, gesundheitliche Vorsorge und digitale Fitness. In Wittstock arbeiten wir daran konkret: mit dem Projekt „Nette Toilette“, mit gemeinsamen Kochaktionen im Jugendclub wie „Omas Lieblingsrezept“ – und natürlich mit der Vorbereitung der Seniorenwoche 2026.
Frau Dr. Spiesecke, vielen Dank für das Gespräch.