
“Letzte Hilfe Deutschland” – eine Initiative zur humanen Sterbebegleitung
Vielbeachteter Aktionstag des Ruppiner Hospiz Vereins auf dem Schulplatz
Der Wohnwagen fällt auf. Er scheint nicht mehr der jüngste zu sein. Irgendwo fällt wegen der Aufkleber und Parolen das Wort “Pannendienst”. Doch hinter der “Letzten Hilfe Deutschland” steckt noch viel mehr. In Kursen, durch Materialien oder in Gesprächen können Interessierte lernen, was sie für die ihnen Nahestehenden am Ende des Lebens tun können. Beim Aktionstag des Ruppiner Hospiz Vereins auf dem Schulplatz stieß das Angebot auf reges Interesse – nicht nur bei älteren Bürgern und Bürgerinnen.
Das Arrangement vor der Bilderbogen-Passage lud ein zum Verweilen. Es gab Kaffee und Kuchen. Kenneth Wawer und Wolfgang Freese sorgten für musikalische Einlagen. Intormationsmaterial galt auch der örtlichen Initiative. Am wichtigsten aber war den Initiatoren um Katja Wendt, dass Hemmschwellen abgebaut und Menschen erreicht werden, die sich womöglich bisher noch nicht trauten, sich intensiver auf das Lebensende, die Palliativmedizin und das Sterben einzulassen. Zum Gespräch waren erfahrene Kräfte bereit, teils im Ehrenamt engagiert, teils beruflich mit Hospizarbeit befasst. Eine Mitarbeiterin der Kampagne “das ist palliativ” war auch zugegen. Die Deutsche Gesellschaft für Pallitivmedizin ist die Initiatorin.
Nach Jahrzehnten der Tabuisierung und der Ratlosigkeit ist “Selbstbestimmung” zum Leitwort geworden, auch durch das Bundesverfassungsgericht. Dass dabei ethische Fragen (und oft auch religiöse Antworten) eine ganz besondere Rolle spielen, haben die Debatten der letzten Jahre gezeigt. An Literatur ist auch kein Mangel, man denke nur an das Werk “Menschenwürdig sterben”, das Hans Küng und Walter Jens in der Urfassung schon 1995 veröffentlichten. Und es ist noch gar nicht so lange her, da wurde in der Fontane-Buchhandlung gelesn aus “endlich. Über Trauer reden” von Caroline Kraft und Susann Brückner. Das Interesse war groß.

Auf dem Schulplatz konnte man an einem Korkbaum des Lebens lesen, was Menschen guttut bei Traurigkeit. Mal ist es Musik, mal ist es Yoga, oft ist es ein Gespräch. Allein sein kann auch guttun. Stille. Zeit. Keine Termine, keine Tagesordnung. Das Arbeitsrecht kennt den Begriff “Traurigkeit” übrigens nicht. Aber die Psychologie. Schon wieder ein weites Feld…
Als Gast beim Aktionstag sagt Diana Kowitz, sie habe ihr Wissen dankbar erweitern können. So habe ein Medizinstudent vom Wohnwagenteam ihr gezeigt, welche Hilfe möglich ist, wenn ein sterbender Mensch keine Flüssigkeit mehr zu sich nehmen kann. Durch solche Stimmen und die allgemeine Resonanz auf dem Schulplatz können sich Katja Wenth und ihre Mitstreiter und Mitstreiterinnen ermutigt fühlen, auf diesem Weg weiterzugehen.
Dass Bedarf vorhanden ist, kann als todsicher gelten – auch für Kursangebote unter www.letztehilfe.info