Synagoge und Friedhof als Orte des Gedenkens an die jüdische Gemeinde
Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Neuruppin muss sehr wechselhaft gewesen sein. Seit kurzer Zeit erinnert man in der Nähe des Weinbergs an die verschiedenen Friedhöfe, auch mit einer Texttafel. In der Virchowstraße allerdings sucht man vergeblich nach Informationen, obwohl dort über Jahrzehnte die Synagoge stand, also der Mittelpunkt des Gemeindelebens.
In verschiedenen Beiträgen hat sich Uwe Schürmann der jüdischen Gemeinde in Neuruppin gewidmet. “82 Jahre lang, von 1859 bis 1941, bestand in Neuruppin eine jüdische Gemeinde”, erfahren Interessierte. Ein Foto erinnert in dem von Peter Böthig und Stefanie Oswalt herausgegebenen Band “Juden in Rheinsberg” an die Synagoge in Neuruppin. Dem jüdischen Selbstverständnis entsprechend, gilt den Gräbern besondere Aufmerksamkeit. Eben für die Ewigkeit.


Im Jahr 2024 wurde von einem Aktionsbündnis in der Nähe des Weinbergs ein Ensemble geschaffen, mit dem an die Grabstätten von Verstorbenen erinnert wird. Ein Grabstein steht als Gedenkstein im Mittelpunkt. Stelen markieren die alte Einfassung. Die Information auf einer Tafel am Wege ist leicht zu finden. Großes Aufsehen würde nicht zum Anlass des Gedenkens passen. Es geht schließlich auch um Verfolgung und Vertreibung, um den Weg ins Exil oder den furchtbaren Tod in einem der Konzentrationslager.
In der Virchowstraße sucht man vergeblich nach Hinweisen auf die ehemalige Synagoge. Die alte Adresse lautete Ferdinandstraße 10. In der Festschrift von 2006 zu 750 Jahren Verleihung des Stadtrechts geht Schürmann ausführlicher auf die NS-Zeit ein. “Mit dem Jahr 1933 begannen die Verfolgungen durch Hitler prompt”, wird der jüdische Arzt Dr. Hirsch zitiert. Natürlich weiß man nicht erst heute, dass eine solche Personalisierung der Massenbewegung der NSDAP und ihrer breit gestreuten Anhängerschaft nicht gerecht wird. Über den 9. November 1938 und die Tage drum herum berichten Leidtragende. Schürmann fast zusammen: “Alle Augenzeugen berichten übereinstimmend von der Brutalität der beteiligten SA-Männer.” Es ging ja in Neuruppin primär um Wohnungen oder Häuser, um Hab und Gut, um Wohl und Wehe.

Am 9. November 2025 wird es in Neuruppin verschiedene Veranstaltungen des Gedenkens geben, eine davon in der Klosterkirche ab 17 Uhr. Zum Zauber des Tempelgartens gehört es, dass die Symbole des Judentums für alle Tage erhalten geblieben sind oder erneuert wurden. Man muss nur genau hinsehen. Man kann innehalten. Und den Versuch machen, sich jüdisches Leben vorzustellen in Neuruppin.