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IN turin fontane usw 1
Theodor Fontane – eindeutig als Fan von Juventus Turin zu erkennen.

Theodor Fontanes Reisen, die Welt des Fußballsports und paar Weisheiten

09.11.2025 | Volkmar Heuer-Strathmann

“Wenn sich die Kraft so ganz natürlich gibt, dann ist sie doch was Herrliches!” Klare Worte: “Forza naturale – splendido!” So würde Theodor Fontanes kritische Aussage zu jeder Art von Kraftmeierei auf Italienisch positiv auf den Punkt gebracht werden können. Wer die Neuruppiner Pizzeria “Piazza Italia” in der Präsidentenstraße besucht, sieht den Dichter als Fan des FC Juventus Turin. Es darf geschmunzelt werden. Eine heimliche Liebe?

1897 ging es los in Turin mit der Kickerei, ein Jahr vor Fontanes Tod. Der erste Fußballverein soll 1857 in Sheffield gegründet worden sein. Mit den ersten Regeln hatten sich angeblich einige Studenten in Cambridge schon zuvor befasst. Heute klärt die UEFA, was geht und was nicht geht beim Spiel mit Fuß und Ball. Theodor Fontane war dreimal in Großbritannien. In Italien weilte er nur zweimal. In Großbritannien kommt er auf insgesamt vier Jahre als Ausländer. In Italien handelt es sich um zwei Reisen des gebürtigen Brandenburgers, die erste 1874 mit seiner Frau Emilie, die zweite 1875 allein. In Turin soll er gar nicht gewesen sein, so Peter Richter in dem Band “Fontane in Italien” (2019).

Weisheiten hätte er zu bieten gehabt für Spieler und Mannschaften aus aller Welt. “Wer sich selbst in die zweite Reihe stellt, kommt nie in die erste.” Innerhalb einer Mannschaft mit ihren traditionellen Reihen muss das allerdings nicht gelten. Verteidiger stürmen. Fast alles ist in Bewegung heutzutage. Auch der italienische Fußball hat an innerer Dynamik gewonnen. Ein Lebensweisheit Fontanes für die Pferderennbahnen des Lebens scheint auf dem grünen Rasen längst überwunden: “Wer um drei Pferdelängen zurückbleibt, neidet. Wer gar nicht startet, hat überwunden.” Als Dichter folgte Fontane dieser Weisheit nicht. Als Kritiker auch nicht. Und seine Balladenhelden oder ihre Lobredner tönen auch anders. “John Meynard” daheim geblieben? Nicht gestartet? Nicht auszudenken.

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Kleiner Schnappschuss vom 30. Juni 2024 in der Präsidentenstraße.
Bloß nicht gestartet zu sein, das mag man sich in Italien und auch in der Pizzeria “Piazza Italia” im Sommer 2024 gewünscht haben. Doch es war schon zu spät. Sogar das Gruppenspiel gegen die Schweiz ging bei der EM mit 0 : 2 verloren. Am Tag danach gab es in der Präsidentenstraße Halbmast.
Wie dieser Fontane gleich neben der Theke reagiert, wenn der FC Turin in einem europäischen Wettbewerb mal gegen eine deutsche Mannschaft verliert, wäre eine Beobachtung wert. Bislang gab es zumindest noch keinen Sieg von “Juve” gegen Hertha BSC.
Eins noch: Im Hinblick auf Fair Play war Theodor Fontanes Haltung klar: “Mit bloßem Charakter ist auch nicht viel zu machen.” Er ergänzt: “Höchstens feiertags.”

Fotos: vhs