
Boßeln in Wittstock: Goldbecker bringen Ostfriesensport nach OPR
Der Ostfriesensport Boßeln ist in Brandenburg nahezu unbekannt. Der Kulturverein Goldbeck will das ändern und lud zu einem Turnier. Wie das Spiel mit den Kugeln funktioniert und worauf es am Ende wirklich ankam.
Goldbeck – Es ist wie eine Mix aus Boccia und Kegeln. Beim Boßeln gibt es aber keine Kegel und die anderen Kugeln muss man auch nicht treffen. Das Spiel mit dem Kugelwerfen auf kilometerlangen Wegen und Straßen ist in Ostfriesland eine Art Nationalsport. In Ostprignitz-Ruppin kennt es kaum jemand. Doch das soll sich ändern.
In Breddin gibt es bereits seit 1997 eine Boßelgruppe. Die heute 25 Mitglieder sind damals durch ihre Partnergemeinde Jeddeloh II im Ammerland zu dem Sport gekommen. 2024 waren die Breddiner zum ersten gemeinsamen Turnier nach Goldbeck gekommen. Der Kunst- und Kulturförderverein auf Burg Goldbeck bei Wittstock hatte sie zum Boßeln mit anschließendem Knieperkohlessen eingeladen.
2025 musste die Breddiner Gruppe krankheitsbedingt absagen. Dafür fanden sich dennoch genug andere Interessierte. Unter anderem aus den Gemeinden Wittstock und Heiligengrabe, aber auch aus Dresden. So etwa Gunter Neumann. „Ich habe viele Jahre in Westfriesland gelebt, aber da nie mitgeboßelt“, sagte der Dresdener.
Auf fünf Kilometern Strecke zwischen Wittstock und Goldbeck geboßelt
Boßeln wird auch Klootschießen genannt. Das bedeutet so viel wie Klumpenwerfen. Schon vor Jahrhunderten sollen Soldaten dem Sport mit Kanonenkugeln nachgegangen sein, wie die Fördervereinsvorsitzende Jeanette Heene informierte. Sie teilte die Teilnehmer in vier Mannschaften ein, die sich kreative Namen wie „Burggespenster“ oder „Bratwurst Goldbeck“ gaben.
Die Gruppen starteten ab Ortsausgang Goldbeck eine Kappstraße in Richtung Wittstock hin und zurück. Alles in allem über fünf Kilometer insgesamt. Beim Boßeln, wie es die Breddiner und Goldbecker betreiben, geht es weniger ums Gewinnen, sondern mehr um Geselligkeit und Bewegung an der frischen Luft. Mit speziellen Kugeln aus Gummi und Metallkern ging es an
den Start.

„Die Kugeln haben wir zuvor bei einem speziellen Shop für Boßel-Zubehör bestellt“, sagte Jeanette Heene. Zwei Mannschaften traten jeweils gegeneinander an. Die, deren Kugel die geringste Weite erzielt, durfte erneut werfen. Dabei kommt es nicht nur auf Kraft an, sondern auch auf die Beschaffenheit der Strecke. Schlaglöcher, Kurven und Pfützen bilden unerwünschte Hindernisse. Nicht fehlen durfte Wegzehrung, die in Bollerwagen mitgeführt wurde.
Prignitzer Knieperkohl rundete Boßeln auf Burg Goldbeck ab
So gab es unterwegs so manchen Keks, Kaffee oder Tee. Unter Boßelern duzte man sich grundsätzlich. Nach dreieinhalb Stunden Tour ging es zurück auf die Burg. Im Festsaal der Burg hatten Vereinsmitglieder bereits Grün- und Knieperkohl aufgetischt – ein deftiges Ende für einen sportlichen Tag. Die wenigsten Würfe hatten in dem Fall übrigens zwei Mannschaften Sie teilten sich den 2024 eigens angefertigten Wanderpokal.
2026 soll das nächste Turnier folgen, wie Jeanette Heene ankündigte. Viele der nun vom Boßelfieber angesteckten Teilnehmer wollen dann wieder dabei sein. „Das hat wirklich Spaß gemacht“, sagte etwa Marion Reggentin aus Wittstock. Und das war laut Jeanette Heene auch die Hauptsache.
Kulturförderverein Goldbeck lädt zum Burgfest
In diesem Jahr plant der Kulturförderverein Burg Goldbeck noch weitere kulturelle Highlights. Die 2022 dem Verein angegliederte Theatergruppe studiert gerade ein neues Stück ein. Das soll dann zum diesjährigen Burgfest, das wahrscheinlich am 2. August stattfindet, aufgeführt werden. Auch eine Technoparty in Goldbeck befindet sich in Planung. Am 3. Und 4. Mai finden auf der Burg die Tage des offenen Ateliers statt. Neben Atelierführungen gibt es Livemusik, Jamsessions und Kulinarisches.
Mehr zum Verein unter: https://burg-goldbeck.com/